| Christian Böttrich

Atmosphäre im Fokus

Gesellschaft für Naturkunde bietet neue Klima-AG an

Herr Böttrich, Sie bieten ab dem 03. Mai eine neue AG innerhalb der Gesellschaft für Naturkunde (GfN), dem Freundeskreis des Naturhistorischen Museums, an. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Klima-AG zu gründen?
 

Die Veranstaltungen und die Arbeit der GfN mit ihren bestehenden AGs sind aus meiner Sicht gelungene Einrichtungen, welche naturbezogene Sachverhalte auf praktisch-angewandte Weise Interessierten vermitteln und näherbringen. Und weil auch die Themenkomplexe Klima, Wetter und jüngst auch besonders der Klimaschutz ein wichtiges Fachgebiet unserer natürlichen Umwelt darstellen, habe ich mir gedacht, dass auch dieses „atmosphärische Arbeitsfeld“ sehr gut in den Rahmen der GfN-Angebote passt.

Sie haben bereits einige Erfahrungen mit Projekten dieser Art. Welches Ziel hat die Klima-AG und welche Inhalte möchten Sie mit den AG-Teilnehmer*innen erarbeiten? Und werden auch aktuelle Probleme, die durch Klimawandel ausgelöst oder verstärkt werden, in der geplanten AG thematisiert werden?
 

Als Geowissenschaftler und Klimatologe beschäftige ich mich seit über 20 Jahren mit den Themenkomplexen Klimawandel und Meteorologie. Beruflich bin ich im Naturpark Elm-Lappwald und dem Geopark Harz - Braunschweiger Land - Ostfalen u.a. verantwortlich für die Umweltbildung insbesondere durch Vortragsarbeit, Schulbesuche sowie Exkursionen.
 

Erfahrungen mit Projekten zum Klimawandel konnte ich bereits 2019 vertiefen. Zu dieser Zeit entwickelte ich die Konzeption eines generationsübergreifenden Bildungsprojektes mit dem Namen „Klimawelten: Wetter verstehen – Klima schützen". Dieser Ansatz und die Idee von „Klimawelten“ wurde von der niedersächsischen Landesregierung sehr gelobt und für ein landesweites Bildungsprogramm vorgesehen. Eine erste Pilotphase konnte ich noch vor der Corona-Pandemie in Zusammenarbeit mit der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften umsetzen und wertvolle praktische Erfahrungen sammeln.
 

Die nun von mir ins Leben gerufene Klima-AG möchte auf diesen Erkenntnissen aufbauen. Hierfür möchte ich interessierte Naturliebhaber und Naturliebhaberinnen ansprechen, die sich gerne über Klimaphänomene, die Entstehung der aktuellen Wetterabläufe sowie über das Biowetter und Wetterfühligkeit austauschen und mit eigenen Ideen bereichern wollen.
 

Auch auf aktuelle Wetterprobleme werfen wir einen Blick. Wetterextreme nehmen weltweit zu. Insbesondere die letzten 5 Jahre gaben uns immer wieder Anlass, über das Wetter zu berichten. Extremwetterlagen wie die ausgeprägte Trockenphase von 2018 oder das Ahrtal-Hochwasser von 2021 sind traurige Beispiele ungezügelter Naturgewalten. 
 

Hinsichtlich derartiger Entwicklungen sollten natürlich auch die durch den aktuellen Klimawandel ausgelösten und verstärken Probleme berücksichtigt und bearbeitet werden. Ich denke, der inhaltliche Austausch mit den angesprochenen Themen könnte dazu beitragen, die Abläufe in unserer Atmosphäre und die Auswirkungen auf unser Klima besser zu verstehen.
 

Meteorologie, also Wetterbeobachtung, hört sich ja erst einmal furchtbar kompliziert an. Für welche Teilnehmer*innen und welches Alter ist die Klima-AG denn geeignet?
 

Wetter, Klima und Klimawandel beschäftigt uns alle gleichermaßen! Daher denke ich, die Klima-AG wird für alle Altersgruppen geeignet sein. Diese Einschätzung bestätigt beispielsweise meine Erfahrung, die ich während meines oben erwähnten altersübergreifenden Klima-Bildungsprojektes „Klimawelten: Wetter verstehen – Klima schützen" sammeln konnte. Hierbei entstand eine Zusammenarbeit zwischen einem Seniorenwohnsitz und einem Gymnasium. Es war großartig zu erleben, wie das Thema Wetter und Klima half, einen Bogen zwischen den Generationen zu spannen und den Austausch zwischen Alt und Jung förderte.

Wetter und Klima spielt sich ja unter freiem Himmel ab. Wird es bei den AG-Aktivitäten auch Outdoor-Aktivitäten geben und wenn ja, welche?
 

Ja, ich beabsichtige das Thema Klima und Wetter auf möglichst anschauliche Weise mit allen Interessierten aufzugreifen. Hierfür eignen sich Exkursionen und kleine Ausflüge unter „freiem Himmel“ vortrefflich, um die Abläufe in der Atmosphäre besser zu erkennen und zu verstehen.
 

Denn:   
 

Informationen zum Thema Klima und Wetter gibt es in Hülle und Fülle. Allerdings werden die Klima- und Wetterdaten mitunter in einem sehr komplexen und überregionalen Kontext präsentiert. Hierdurch wirken sie oft zu abstrakt. Es fehlt die „Brücke“, die einem bewusst macht, dass auch lokale Wetterphänomene ein Teil des „schlüssigen Ganzen“ sind.
 

Und genau an diesem Punkt setzt die Klima AG an. Gemeinsam mit den Teilnehmenden der Klima-AG möchte ich u.a. die Wetterphänomene untersuchen, die direkt über unseren Köpfen vor Ort zu beobachten sind. So ist die Sprache der Wolken ein wichtiges Werkzeug. Mit einer speziellen „Live-Wolkenkamera“ versuche ich, während der Treffen das aktuelle lokale Wolkenbild direkt per Livestream auf einen Bildschirm zu projizieren und anschließend zu erklären. Die atemberaubende Entstehung einer Gewitterwolke oder die Ausbreitung der klimaschädlichen Kondensstreifen können so in Echtzeit mitverfolgt werden. Ein Erlebnis der besonderen Art.

Was schätzen Sie am Staatlichen Naturhistorischen Museum und worauf freuen Sie sich bei Ihrer zukünftigen AG-Arbeit am meisten?
 

Als regelmäßiger Besucher des SNHM bin ich immer wieder begeistert über die wirklichkeitsgetreue Darstellung naturbezogener Themen. Ich bin beeindruckt, wie lebensnah der Besucherschaft die vielfältigen Merkmale der Natur nähergebracht werden. So sind beispielsweise die Dioramen mit ihren naturgetreu präsentierten Lebensräumen immer wieder ein Genuss für mich.
 

Bei meiner zukünftigen AG-Arbeit freue ich mich besonders auf den Austausch mit Wetter- und Klimainteressierten. Ich hoffe, dass ich mit meiner Begeisterung für dieses Thema andere dazu einladen kann, Neues durch gemeinsame Arbeit entstehen lassen zu können.

Das Interview führte Dr. Cathrin Hühne, Expertin auf dem Gebiet der Mineralogie im Staatlichen Naturhistorischen Museum. Cathrin Hühne war lange Jahre Vorsitzende der GfN.

Servicehinweis:

Die erste Sitzung der Klima-AG findet am 3. Mai 2022 um 17 Uhr im Staatlichen Naturhistorischen Museum (Pockelsstr. 10, 38106 Braunschweig) statt. Interessierte sind herzlich eingeladen an diesem Termin teilzunehmen. 

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