| Thomas Popp, Anke Westphal

Behutsame Sanierung eines historischen Bauwerks

Das Vieweghaus am Burgplatz

Das Staatliche Baumanagement Braunschweig verantwortet die Instandhaltung und Sanierung von rund 2.500 Gebäuden in Städten und Landkreisen entlang der Nord-Süd-Achse Gifhorn/Salzgitter und der Ost-West-Achse Peine/Helmstedt. Die Nutzungen der Liegenschaften sind vielfältig, ebenso wie ihre Standorte. Das Vieweghaus am Burgplatz, der Hauptstandort des Braunschweigischen Landesmuseums, ist derzeit geschlossen und wird über mehrere Jahre hinweg aufwendig saniert.

Für diesen Blogartikel haben wir Thomas Popp (TP),Amtsleitung, und Anke Westphal (AW), Architektin (Baugruppe 1), des Staatlichen Baumanagements Braunschweig interviewt.

Welche Herausforderungen bringt die Sanierung eines Museums in Innenstadtlage mit sich?

TP/AW: Die Sanierung eines Museums ist immer eine besondere Herausforderung, weil hohe technische und konservatorische Ansprüche und gleichzeitig hohe Anforderungen an Gestaltung und Aufenthaltsqualität zusammenkommen. Es ist zudem spannend, sich damit auseinander zu setzten, wie sich ein Museum heute definiert, welchen Ansprüchen es morgen gerecht werden muss, was deutlich über die reine Wissensvermittlung hinausgeht.

Das Museum in Innenstadtlage, am prominentesten Platz Braunschweigs, ist darüber hinaus eine heikle Aufgabe. Wir stehen hier im Fokus der Öffentlichkeit, die Bautätigkeit wird von jedem wahrgenommen und im Zweifelsfall auch hinterfragt. Wir gehen davon aus, dass uns interessante, aber auch anstrengende Jahre bevorstehen. Natürlich werden wir versuchen, gemeinsam mit dem Museum die interessierten Bürger „mitzunehmen“ und regelmäßig zu informieren.

Das Vieweghaus mit seinen Nebengebäuden ist angesichts der Größe und Anforderungen an die verschiedenen Nutzungsbereiche (Ausstellungsflächen, Büros, Werkstätten etc.) ein komplexes Gebilde, dessen Sanierung einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Die Anforderungen an die Haustechnik, z. B. zur Klimatisierung, und zugleich der Anspruch des nachhaltigen Sanierens werden immer größer.

Wie plant man ein derartiges Vorhaben, das sich auch in der Zukunft bewähren sollte und den Anforderungen eines Museumsbetriebes gerecht wird?

TP/AW: Wir haben ein sehr gutes interdisziplinäres Planungsteam am Start. Zudem versuchen wir, aus den Erfahrungen mit diesem und anderen Museen zu lernen und manches besser zu machen. Wir sind zudem sehr stark auf die Zusammenarbeit mit dem Museum und seinen Mitarbeitenden angewiesen. Sie alle müssen Visionen für die zukünftige Funktion des Museums entwickeln. Wir versuchen dann, möglichst vieles davon in der Baumaßnahme umzusetzen.

Wir alle kennen den Sinnspruch „Aus alt mach neu!“ – was so einfach klingt, ist sicherlich sehr komplex. Worauf gilt es bei der Sanierung zu achten und welche Gewerke werden zum Einsatz kommen?

TP/AW: Das Vieweghaus ist ein hochrangiges Baudenkmal, auch wenn es in den 80’er Jahren stark verändert wurde. Der Anspruch muss also sein, sehr behutsam mit dem Gebäude umzugehen und dennoch die Anforderungen z.B. an Klimatisierung, Brandschutz und den zukünftigen Betrieb umzusetzen.

Wir möchten erreichen, dass die Besucher*innen zukünftig mehr von der Geschichte des Gebäudes erleben können. Dabei soll der gesamte „Lebenszyklus“ mit allen Umbauten und Umnutzungen und nicht nur der erste ursprüngliche Bau betrachtet werden.

Im Sinne der Nachhaltigkeit wollen wir außerdem versuchen, möglichst viele Bauteile zu erhalten und zu „verbessern“, statt sie einfach auszutauschen (Umrüstung der Fenster, nachträgliche Verbesserung der Wärmedämmung,…).
Da es sich um eine sehr umfassende Sanierung handelt, werden praktisch alle Hochbaugewerke (Tischler, Maurer, Dachdecker, Metallbauer, Maler,…), aber auch viele betriebstechnische Gewerke zum Einsatz kommen. Die Erneuerung der technischen Anlagen ist eine der Hauptaufgaben der Sanierung. Diese sind nach gut 35 Jahren Museumsbetrieb am Ende ihrer Lebensdauer angekommen.

Welche Meilensteine haben Sie für den Projektverlauf definiert? Worauf freuen Sie sich als Planer*in?

TP/AW: Der 1. Bauabschnitt ist mit dem Abbruch und der Neuerrichtung des Glasdaches über dem Innenhof ja bereits in der Ausführung. Die Fertigstellung des Daches möglichst im Laufe dieses Jahrs ist daher der erste wichtige Meilenstein. Die aktuelle weltpolitische Situation führt mit ihren Lieferengpässen und Preissteigerungen dazu, dass das Erreichen dieses Etappenzieles noch sehr spannend werden kann.

Freuen würden wir uns natürlich, wenn alles ohne nennenswerte Probleme und Terminverschiebungen ablaufen würde.
Weitere wichtige Meilensteine sind die Fertigstellung der Haushaltsunterlage für den 2. Bauabschnitt, die dem Haushaltsausschuss des Niedersächsischen Landtages vorzulegen ist und von diesem genehmigt werden muss.

Die symbolische Schlüsselübergabe für den Start der Maßnahmen hat am 3. Januar 2022 stattgefunden. Was wünschen Sie sich für den Verlauf der Arbeiten?

TP/AW: Nach den vergangenen Monaten, die von Krisen wie der Corona-Pandemie und dem Angriffskrieg auf die Ukraine geprägt waren, wünschen wir uns vor allem einen möglichst reibungslosen Bauablauf. Bauen ist immer ein komplexer und mit Schwierigkeiten verbundener Prozess. Auf zusätzliche Belastungen wie pandemiebedingte Ausfälle, Lieferschwierigkeiten oder rasant steigende Material- und Energiekosten würden wir gerne verzichten!

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