| Aylin Fischbach

Das Rotkehlchen

Vogel des Jahres 2021

Schon zum zweiten Mal hat es der kleine Singvogel zum Vogel des Jahres geschafft! Während der Titel 1992 auf das Waldsterben aufmerksam machen sollte, durfte dieses Jahr online der Lieblingsvogel der Deutschen gewählt werden. Bei uns Menschen ist das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) vermutlich so beliebt, da es sich in unserer Nähe oft unerschrocken und ausgesprochen zutraulich zeigt. Wenn es einen so neugierig bei der Gartenarbeit beobachtet, hat das jedoch einen Grund: Rotkehlchen haben gelernt, dass größere Tiere oft Insekten aufscheuchen, die ihnen wiederum als Mahlzeit dienen.

Vorkommen und Vogelzug

Rotkehlchen kommen in Europa, Nordafrika und Westasien vor. Ihr Zugverhalten ist abhängig vom Klima ihres Lebensraums: Populationen in Nord- und Osteuropa ziehen im Winter Richtung Mittelmeer in den Süden während Populationen in Süd- und Westeuropa Standvögel sind, also das ganze Jahr über dort bleiben. In Deutschland gehört das Rotkehlchen zu den Teilziehern. Jene, die sich auf den Weg in den Süden begeben tun dies meist einzeln und nachts. Zur Orientierung dient ihnen dabei ihr innerer Magnetkompass; tatsächlich waren Rotkehlchen die ersten Tiere an denen dieser 1963 nachgewiesen werden konnte.

Um die 4 Millionen Brutpaare gibt es allein in Deutschland. Meist besiedeln sie Wälder, aber auch Gärten und Parks mit ausreichend dichtem Gebüsch und Unterholz werden gerne angenommen. Ihre Nahrung besteht aus Insekten, Spinnen, Würmern aber auch Beeren.

Nestbau und Nachwuchs

Rotkehlchen brüten üblicherweise zweimal im Jahr von April bis August. So kann es auch vorkommen, dass das Weibchen schon auf neuen Eiern sitzt, während sich das Männchen noch um den letzten Nachwuchs kümmert. Die Nester werden in Bodennähe in Mulden, unter Wurzeln und Baumstümpfen gebaut. Während das Weibchen mit dem Nestbau und später mit dem Brüten beschäftigt ist, wird es vom Männchen gefüttert. Tarnung steht beim Bau des Nests an erster Stelle, denn als Bodenbrüter sind ihre Nester nicht nur durch andere Vögel wie dem Kuckuck bedroht, dem Rotkehlchen oft als Wirtsvögel dienen, sondern auch durch Katzen, Marder und Igel. Nach ungefähr 12 bis 15 Tagen schlüpft dann der Nachwuchs aus den gesprenkelten Eiern. Weitere zwei Wochen werden sie von ihren Eltern gefüttert, bis sie das Nest verlassen können. Die braun gefleckten Jungtiere erkunden dann allein oder in kleinen Gruppen das Revier der Eltern, wobei sie immer noch auf deren Unterstützung angewiesen sind. Sobald sie vollkommen selbstständig sind, suchen sie sich ihr eigenes Revier.

Aussehen und Aggressionen

Beide Geschlechter weisen die namensgebende rote Färbung auf und sind auch sonst nur schwer voneinander zu unterscheiden. Der orangerote Fleck, der Brust, Kehle und Stirn bedeckt, ist das Kennzeichen des Rotkehlchens. Verwechslungsgefahr tritt nur beim Zwergschnäpper auf, dessen Männchen ebenfalls eine rote Kehle, jedoch keine rote Stirn besitzt. Tatsächlich hängt das Rot des Rotkehlchens mit dem ausgeprägten Revierverhalten des Vogels zusammen, denn die auffällige Farbe wirkt wie ein Angriffssignal. Mit hervorgestreckter Brust verteidigt es sein Revier; wird die rote Kehle eines Eindringlings entdeckt, reagiert der Revierinhaber aggressiv. Dabei werden nicht nur Artgenossen angegriffen, sondern alles was dem Rotkehlchen wie ein solcher erscheint. Rote Federn, Äpfel, Blumen und auch Stücke roten Stoffs geraten ebenso ins Visier.

Unterschlupf und Unterstützung

Auch wenn Rotkehlchen nicht gefährdet sind, kann man sie und andere Gartenvögel unterstützen, indem man seinen Garten etwas vogelfreundlicher gestaltet. Dichte Hecken und etwas unaufgeräumte Gärten bieten dem Rotkehlchen Zuflucht und auch Nahrung durch mehr Raum für Insekten. Neben den natürlichen Brutplätzen kann man ihm auch spezielle Nistkästen anbieten, sogenannte Halbhöhlen. Ansonsten freut sich das Rotkehlchen auch wenn es eine Wasserstelle zum Baden und Trinken und etwas Futter angeboten bekommt.

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