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| Robert Hintz und Dominique OrtmannViele von euch kennen bestimmt den sogenannten „Eisernen Heinrich“, die fast 4 m hohe Großfigur, die lange Zeit im Forum des Vieweghauses stand.
Wie entstand diese Figur und vor allem wie transportiert man eine knapp 1.400 kg schwere Figur? (Das gleiche Gewicht besitzt ein mittelschweres Flusspferd!)
Diesen Fragen widmen wir uns im folgenden Artikel:
Habt ihr euch schon immer mal gefragt, wie die Zusammensetzung von musealen Großobjekten ist? Dann folgt hier die Schritt für Schritt Anleitung.
Für einen Nagelheinrich à 1.352 kg:
Für den Transport:
Der Kern der Figur besteht aus unbehandeltem afrikanischen Weißholz. Aus dem langen Stamm der heute seltenen Baumarten wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Figur und der Sockel geschnitzt. Wenn beide Komponenten miteinander verbunden sind, konnte die Figur mit Nägeln verziert werden.
Aber ein solches großes und eher sperriges Objekt musste im Zuge des Umzugs des Braunschweigischen Landesmuseums bewegt werden. Wie ist das geschehen?
Eine Anleitung hierzu folgt:
Mehrere lange Rohre und Kupplungen werden zu einem Stahlrohrgerüst zusammengesteckt. So entstehen drei Gerüstetagen mit je 2 m Höhe. Weiterhin werden Planken eingehängt, die sowohl das Stehen, Gehen als auch Sitzen ermöglichen.
Situation nach dem Gerüstbau
© Braunschweigisches Landesmuseum
Um einen optimalen Schwebezustand der Holzfigur zu erreichen, werden Schlupfgurte um die Figur gelegt und mit einem Kettenflaschenzug verbunden.
Der sogenannte Nagelheinrich wird gewogen
© Braunschweigisches Landesmuseum
Detail zur Gewichtsangabe
© Braunschweigisches Landesmuseum
Sobald die gewünschte Höhe erreicht ist, werden Gurte im unteren Bereich der Figur angelegt und an einem zweiten Flaschenzug montiert.
Der sogenannte Nagelheinrich wird in Schräglage gebracht
© Braunschweigisches Landesmuseum
© Braunschweigisches Landesmuseum
Annähernd in die Waagerechte gebracht
© Braunschweigisches Landesmuseum
Sobald die Holzfigur auf dem fahrbaren Gestell liegt, kann sie verschoben werden.
Abfahrbereit!
© Braunschweigisches Landesmuseum
Hierbei muss bedacht werden, dass dieses fast 4,5 m lange und 2,5 m breite ‚Gefährt‘ am ehemaligen Standort vom Vieweghaus am Burgplatz wie auch im neuen Zentraldepot durch mehrere Nadelöhre wie Türen und um Ecken durchpassen muss.
Ausreichend gesichert wird das Großobjekt verladen
© Braunschweigisches Landesmuseum
Nun wird Schritt 2 wiederholt, dabei geht es von der Liegeposition in die Senkrechte. Auch hier muss natürlich erst einmal ein Gerüst aufgestellt werden, um die Flaschenzüge verwenden zu können. Klingt ganz simpel, oder?
Da der Nagelheinrich seinen CO2-Fußabdruck bei der nächsten Fahrt reduzieren möchte, wird er sich sicherlich ein anderes Fahrzeug aus dem Fuhrpark aussuchen.
Neuer Standort im Zentraldepot
© Braunschweigisches Landesmuseum
Während des ersten Weltkrieges (1914-1918) wurde in vielen Städten die zivile Bevölkerung dazu aufgefordert, Spenden für Soldaten an der Front und für Lazarette aufzubringen. Zu diesem Zwecke entwarf Prof. Arnold Kramer eine Holzfigur nach Motiv von Heinrich dem Löwen mit Schwert und Schild (Motive wie die von Herrschenden wurden und werden gern identitätsstiftend genutzt). Am 05.12.1915 wurde „Heinrich der Löwe in Eisen“ feierlich vor dem Residenzschloss in Braunschweig eingeweiht.
Bildpostkarte "Heinrich der Löwe in Eisen", um 1916
© Braunschweigisches Landesmuseum
Die Bürger hatten nun die Möglichkeit der Figur eine Rüstung aus Nägeln anzulegen. Die Nägel bestanden aus Eisen, Messing, Silber und Gold zum Preis von 0,50 bis 300 Mark und besserten so die Kriegskasse auf. Der so genannte Nagelheinrich ist somit ein Kriegsdenkmal.
Details der angebrachten Nägel
© Braunschweigisches Landesmuseum
Danke für die Erklärung.
Aber gibt es nicht einen besseren Platz als im Depot?
So verschwindet er und ist nicht zu betrachten.
Grüße G. Vieth