| Annika Fischer und Robert Hintz

Ein Song geht durch die Zeit

Making of zur Jerusalema Dance Challenge

„Jerusalema ikhaya lami“ ist vielleicht erst einmal nicht verständlich – es handelt sich hier um Zulu, die meistgesprochene der elf Amtssprachen Südafrikas – und ist die erste Zeile des Refrains des Liedes, das derzeit, wenn nicht in aller, dann wenigstens in vieler Ohren ist und die Welt während der Corona-Pandemie zum Tanzen gebracht hat.

Der südafrikanische Komponist und Produzent Master KG veröffentlichte den Song „Jerusalema“ bereits Ende 2019. Der Titel bezieht sich auf die Stadt Jerusalem, die hier als ein Ort der Hoffnung und Sehnsucht beschrieben wird. Im Laufe des letzten Jahres verbreiteten sich zunehmend selbstaufgenommene Videos, in denen Menschen aller Altersgruppen im Rhythmus des Liedes tanzten und es so weltweit bekannt machten. Insbesondere Beschäftigte der systemrelevanten Branchen setzen unter dem Motto #staystrong (stark bleiben) mit ihren Videos der Corona-Situation etwas Positives entgegen.

Aber nicht nur Mitarbeiter*innen von Kliniken oder Supermärkten beteiligen sich an der sog. „Dance-Challenge“. Das Braunschweigische Landesmuseum ließ sich von den Kolleg*innen des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim inspirieren, auch tanzend aktiv zu werden.

Aufgrund der verschärften Corona-Situation (ab Dezember 2020) gestaltete sich die Einbindung einer großen Anzahl von Kolleg*innen allerdings schwierig, sodass ein anderes Konzept gefunden werden musste. Ein paar Videobesprechungen später stand aber bereits das Drehbuch, das vorsah verschiedene (fiktive) Figuren aus der Geschichte tanzen zu lassen – frei nach der Devise: ein Song geht um die Welt und bei uns sogar durch die Zeit! Auch ein Drehort war trotz der vier Standorte des Landesmuseums und der damit grundsätzlich großen Auswahl schnell gefunden, da nur einer derzeit nicht von Sanierungsarbeiten betroffen ist.

In der archäologischen Abteilung in Wolfenbüttel konnten wir als erstes unseren Neandertaler Kratzi für die Idee gewinnen. Mehrere jungsteinzeitliche Siedler, Römer*innen und German*innen folgten. Alle gingen die Choreografie vor Drehstart noch einmal schnell mit Hilfe eines Lernvideos am Smartphone durch. Hier traten jedoch erste Irritationen auf. Es wurden zuvor offensichtlich unterschiedliche Tutorials konsultiert, einmal wurde mit dem rechten, einmal mit dem linken Fuß begonnen, sodass sich noch schnell auf ein einheitliches Vorgehen geeinigt werden musste. Vielleicht hätten eine etwas längere Vorbereitung und ein wenig Tanzunterricht nicht geschadet, denn es klappte nicht alles beim ersten Versuch – für ein Outtakes-Video wäre auf jeden Fall noch genügend Material vorhanden.

Neben Kratzi und Co. ließen sich auch zwei Kolleginnen vor Ort direkt mitreißen. Da gestaltete sich die Umlagerung von Objektkisten gleich viel unterhaltsamer. Keine Sorge, hierbei sind keine Objekte zu Schaden gekommen.

Nach dem Drehtag in Wolfenbüttel mussten aus den über 70 Minuten Rohmaterial nur noch die passenden Szenen für ein etwa fünf-minütiges Video herausgefiltert und neu zusammengesetzt werden.

Falls sich andere Museen tanzend anschließen und ein weiteres kleines Lebenszeichen des Kultursektors senden, freuen wir uns natürlich sehr!

Und hier könnt Ihr Euch noch mal das Video anschauen:

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