| Dr. Andreas Uhr

Max Beckmanns Blick auf Braunschweig

Erinnerungen zu seinem 137. Geburtstag

Je länger man sich mit Max Beckmann beschäftigt, umso mehr lernt man seine launigen Kommentare zu seinem Alltag und seiner eigenen Vergangenheit zu schätzen. Aus diesem Grund soll dem Künstler im Folgenden nochmals Gelegenheit gegeben werden, sich in eigenen Worten zu Stadt und Land Braunschweig zu äußern. So schrieb Beckmann etwa im Herbst 1923 in einem zur Veröffentlichung vorgesehenen Brief an die Redaktion des Piper Verlags:

„Daß ich am 12. [Februar] 1884 in der Nähe des Schwansees zu Leipzig geboren bin, kann ich nicht unterschlagen. Ich betrachte diesen Geburtsort allerdings nicht als meinen wesentlichen, da meine beiden anonymen Eltern aus Braunschweig stammen (woher die besonders gut renommierten Würste und Konserven kommen), da meine Geschwister dort geboren sind und wir auch bald nach meiner Geburt dorthin zurückkehrten.“ – Aus einem Brief von Max Beckmann

Diese Rückkehr erfolgte laut Meldekartei der Stadt Braunschweig am 12. März 1895. An diesem Tag zog die Familie Carl Beckmann in die zweite Etage des Sandweg 1 (heute Magnitorwall 8). Beckmanns Eltern – Bertha (1846–1906) und Carl Beckmann (1839–1895) – stammten jedoch nicht – wie man meinen könnte – aus der Stadt Braunschweig, sondern aus dem Herzogtum Braunschweig.

Etwas präzisere Angaben zur Herkunft seiner Eltern machte Max Beckmann gegenüber dem Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe in einem Brief vom 10. Mai 1919:

„Meine Mutter stam[m]t aus Königslutter im Braunschweigischen, mein Vater aus Helmstedt ebenfalls Braunschweig. Mein Vater war Müller, Sohn eines Gastwirts, die Eltern meiner Mutter Bauern. […] Mein Vater starb als ich 10 Jahr war[…]. Meine Mutter starb […] 1906.“ – Aus einem Brief von Max Beckmann

Nicht weniger als 30 Jahre nach dem Tod der Mutter, fertigte Max Beckmann 1936 in Helmstedt – so die Aufschrift auf dem Blatt – ein imaginäres Portrait seiner Eltern an. Es ist daher nicht auszuschließen, dass Beckmann 1936 auf den Spuren seiner eigenen Familiengeschichte in Helmstedt und womöglich auch in Königslutter und der Stadt Braunschweig wandelte.

Zehn Jahre später, als Beckmann längst über Amsterdam in die USA emigriert war, notierte er rückblickend auf seine künstlerischen Anfängen in Braunschweig und Weimar am 18. November 1946 lakonisch in sein Tagebuch:

Dachte viel an die Zeit von 1899–1903. Muß das mal genau entwirren. Nicht uninteressant die embryonalen Regungen zu beobachten. – Aus dem Tagebuch Max Beckmanns

Die Zitate wurden folgenden Publikationen entnommen:

  1. Ein Brief von Max Beckmann, in: Almanach des Verlages R. Piper & Co. 1904–1924, München Nov. 1923, S. 79–86, dort S. 79 f.
  2. Briefe, Band I: 1899–1925, hrsg. von Klaus Gallwitz, Uwe M. Schneede und Stephan von Wiese unter Mitarbeit von Barbara Golz, München/ Zürich 1993, S. 177 f., Nr. 173
  3. Max Beckmann – Tagebücher 1940–1950. Zusammengestellt von Mathilde Q. Beckmann. Hrsg. von Erhard Göpel, München/Wien 1979, S. 183.

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