| Dr. Marcus Pilz

Spaß und Reue

Matthäus Schwarz – die wilden Jahre

Matthäus Schwarz war wohl von Anfang an kein Kind von Traurigkeit. Dabei war es sicher auch nicht gerade hilfreich, dass er 1504, im Alter von 7 Jahren, kurzzeitig im Dienst des kaiserliche Hofnarren Kunz von der Rosen stand. Offenbar blieb es nicht bei kleinen Unhöflichkeiten, denn schon im folgenden Jahr sahen sich die entnervten Eltern gezwungen, den „besen strick“ (den bösen Kerl) zur Erziehung aufs Land zu schicken. Nach einem knappen Jahr hatte der 9-jährige Matthäus genug von seinem strengen Erzieher: Er lief davon und schlug sich als Sänger und Kuhhirte bis nach Augsburg durch.

Nach Schulbesuch und Lehrzeit bei seinem Vater begann sich Matthäus aber auch für anderes zu interessieren und bezeichnet sich selbst als „gassenbuler“. In einer Gruppe gut situierter junger Männer machte er die Straßen Augsburgs unsicher und hatte wohl auch erste Liebschaften. Im Februar 1520 schreibt er: „da stach mich der narr mit eyner niderlendischen jungkfrau“ und 1529 endete ein weiteres Verhältnis zu einer anonymen jungen Frau. Im klaidungsbuechlin kommentiert Matthäus dies unter dem Fenster der einst angebeteten mit den Worten „ist nix mer“.

Matthäus scheint sich als Junggeselle ziemlich wohl gefühlt zu haben, denn mit 40 Jahren – damals schon ein stattliches Alter – war er noch immer unverheiratet. Dies änderte sich schließlich mit der Hochzeit im Jahr 1538. Ob Matthäus sich in seine Braut Barbara Mangold verliebt hatte, oder ob es eine Ehe aus gesellschaftlichen Gründen war wissen wir nicht. In jedem Fall nahm der inzwischen 41-jährige erfolgreiche Geschäftsmann seine Ehe ernst. Im entsprechenden Bild des klaidungsbuechlins wendet er sich nicht nur vom Betrachter, sondern auch von seinem „Bubenleben“, seinen wilden Jahren, ab und verbrannte das Tagebuch dieser Jahre.

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