Vortrag
– Uhr
Leisewitzhaus
Ägidienmarkt 12
38100 Braunschweig
Erwachsene Eintritt frei
barrierefrei
In der Bronzezeit, ab etwa 1100 v. Chr. verbreitet sich die Sitte Urnen mit Gesichtern zu versehen von Nordjütland aus nach Nord- und Mitteleuropa. Sind die Gesichter anfänglich noch klein und versteckt angebracht, werden sie gegen Ende der Bronzezeit ab etwa 900 v. Chr. immer deutlicher und größer. Sie sind nun nicht mehr auf Jütland beschränkt, sondern im gesamten Ostseeraum und Mitteldeutschland zu finden. In Polen und Italien wird diese Form der Bestattung aufgenommen und in eine ganz eigene Formensprache umgesetzt. Auch Mischformen zwischen den aus Italien stammenden Hausurnen und Gesichtsurnen entstehen.
Die reiche figurale Verzierung auf den Urnen, die Schmuck, Waffen, aber auch Tiere und szenische Darstellungen zeigt, ermöglicht uns die komplexe Sozialstruktur der Bestatteten zu erfassen. Reiche Frauen, alte Männer und Krieger, aber auch Familienstrukturen und Vererbungssitten lassen sich mit den Urnen rekonstruieren.
Die Konzentration Gesichtsurnen auf bestimmte Regionen Europas, die mit reichen Ressourcen wie Bernstein oder Salz verknüpft sind, lässt auf eine intensive Vernetzung schließen, die möglicherweise mit Händlergruppen zu erklären ist.
Zur Referentin: Dr. Jutta Kneisel ist wissenschaftliche MItarbeiterin am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.