Weichenstellungen auf dem Weg zum Welterbe: Zum 1. Januar 2025 übernehmen die 3Landesmuseen Braunschweig die Trägerschaft des Forschungsmuseums Schöningen unter der fachlichen Verantwortung des Staatlichen Naturhistorischen Museums.
Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) wird sich künftig gemeinsam mit dem Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen ganz auf die Bewerbung der anliegenden Fundstelle in Schöningen zum UNESCO-Welterbe konzentrieren.
„Schöningen ist dank seiner besonderen Geologie eine einzigartige Zeitkapsel, die uns Einblicke in die Welt vor 300.000 Jahren ermöglicht. Um dieses einmalige Potenzial bestmöglich zu nutzen, bündeln wir unsere Ressourcen. Die 3Landesmuseen werden das Forschungsmuseum in Schöningen mit ihrer fachlichen Expertise und Erfahrung zukunftsorientiert weiterentwickeln. Das NLD wird sich künftig voll und ganz auf das Ziel konzentrieren, die einmalige archäologische Fundstelle als UNESCO-Welterbe zu etablieren. Mein Dank gilt dem Team des NLD, das sich hier seit 2019 mit großem Engagement für das Forschungsmuseum eingesetzt und die Voraussetzungen für die heutige Übergabe geschaffen hat“, sagte Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur Falko Mohrs im Rahmen einer Pressekonferenz in Schöningen.
NLD-Präsidentin Dr.-Ing. Christina Krafczyk: „Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege begleitet die Fundstelle in Schöningen mit seiner Expertise und höchstem Engagement seit den ersten Grabungen vor 40 Jahren. Wir haben daher 2019 auch die Verantwortung für den Betrieb des Paläon mit großer Freude übernommen und den Standort seitdem substanziell weiterentwickelt. Nach erfolgreicher Aufnahme Schöningens in die deutsche Vorauswahl fokussieren wir uns jetzt mit ganzer Kraft auf die nächsten Schritte zur Anerkennung als UNESCO-Welterbe. Damit würde der weltbedeutende Rang der Fundstätte unterstrichen, den sie zurecht innehat.“
PD Dr. Mike Reich, Direktor des Staatlichen Naturhistorischen Museums in Braunschweig: „Das Forschungsmuseum Schöningen verbindet auf einzigartige Weise die archäologischen und geologisch-paläontologischen Besonderheiten des Fundortes und der Region innerhalb des UNESCO-Geoparks Harz - Braunschweiger Land - Ostfalen. Es passt damit gut zu den 3Landesmuseen Braunschweig. Wir werden alles daransetzen, das Forschungsmuseum Schöningen weiterzuentwickeln und auszubauen, sowie darauf vorzubereiten, bei einer möglichen Anerkennung als Welterbestätte in sechs Jahren, als Aushängeschild Welterbezentrum der Region gewappnet zu sein. Wir danken dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege ausdrücklich für die gute Vorlage und freuen uns auf eine gemeinsame Zukunft im Sinne des Forschungs- und Bildungsstandortes Schöningen.“
Hintergrund zum Forschungsmuseum:
Vor 30 Jahren stießen Forschende bei archäologischen Ausgrabungen am Rande des Braunkohletagebaus in Schöningen auf mehrere vollständig erhaltene Jagdwaffen aus Holz – die „Schöninger Speere“. Sie gelten als die ältesten erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit und gehören zu den wohl prominentesten Beispielen in einer Reihe an herausragenden archäologischen Funden in Schöningen, das sich zu einem internationalen Hotspot der archäologischen Forschung entwickelt hat. Durch die besondere Geologie gewinnt die Wissenschaft in Schöningen intensive Einblicke in die Frühzeit der Menschheitsgeschichte und die früheren Umweltverhältnisse.
Seit 2013 vermittelt das heutige Forschungsmuseum, ursprünglich als paläon in Trägerschaft einer GmbH, die Lebens- und Umweltverhältnisse von vor rund 300.000 Jahren am Ort der Funde. 2019 übernahm das NLD die Trägerschaft des Museums und entwickelte es in den folgenden fünf Jahren bis heute zum Forschungsmuseum weiter.
Hintergrund zum Welterbe-Antrag:
Im Dezember 2023 hat die Kulturministerkonferenz die neue deutsche Tentativliste für die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe beschlossen. Unter den Schutz der UNESCO-Welterbekonvention soll das unberührte Bodendenkmal gestellt werden, das sich unter einer intakten Oberfläche befindet. Die Fundstätte Schöningen findet sich auf der nationalen Vorschlagsliste auf Platz 2. Dies bedeutet nach jetzigem Stand, dass die Bundesrepublik Deutschland 2026 den Vorschlag Schöningen dem Welterbekomitee vorlegen kann. Das geschieht in einem zweistufigen Verfahren: Der Antrag wird zum 15. September 2026 dem Welterbekomitee zur Vorabeinschätzung vorgelegt. Der Vorabeinschätzungsprozess bietet die Gelegenheit, den Antrag gegebenenfalls zu präzisieren und wenn nötig anzupassen. Das Ergebnis der Vorabeinschätzung wird bis zum 30. September 2028 vorliegen. Darauf folgt als zweite Verfahrensstufe zum 1. Februar 2029 die Anmeldung zur Eintragung, über die dann in der Sitzung des Welterbekomitees 2030 entschieden würde.