Am Dienstag, 14. Juli 2020, wird der neue Vogelsaal des Staatlichen Naturhistorischen Museums eröffnet. Mehr als 200 Präparate und Objekte sowie diverse Medienstationen nehmen kleine und große Besucher*innen mit in die Welt der gefiederten Bewohner der Lüfte.
Von der Fortpflanzung über Kommunikation und Ernährung bis zum Vogelzug werden alle Themen aus dem Leben dieser Wirbeltiere behandelt, die als direkte Nachfahren der Dinosaurier den Planeten Erde schon erheblich länger bevölkern als die Menschen. Die Kosten für die Einrichtung des neuen Themensaales, der sich im zweiten Obergeschoss des Museums befindet, beliefen sich auf rund 290.000 €. Das Vorhaben fand viele Unterstützer: Neben dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur haben auch die Stiftung Niedersachsen, die Bingo Umweltstiftung, die Richard Borek Stiftung, die Stiftung „Die Braunschweigische“ sowie die Braunschweigische Sparkassenstiftung den neuen Bereich der Dauerausstellung gefördert.
„Die Vogelsammlung des Naturhistorischen Museums ist etwas ganz Besonderes. Ich bin mir sicher, dass der modern gestaltete Vogelsaal Besucherinnen und Besucher begeistern und dazu anregen wird, Neues zu entdecken. Mit Norddeutschlands größter Sammlung von Vogelpräparaten und Vogeleiern besitzt das Naturhistorische Museum nicht nur einen ornithologischen Schatz, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Natur- und Umweltbildung“, so Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler.
„Der neue Vogelsaal schließt eine Lücke, die Anfang der 2000er Jahre durch notwendige Brandschutzsanierungen gerissen wurde“, erläutert der Museumspädagoge Gerhard Pohl, der den neuen Vogelsaal konzipiert hat. „Vögel waren immer ein zentrales Thema in unserer Dauerausstellung und wurden von unserem Publikum vermisst, es wurde mindestens einmal pro Woche danach gefragt.“ Besonders in Erinnerung geblieben war vielen Besucher*innen eine unter der Decke inszenierte Vogelfluglinie, die im neuen Vogelsaal wieder aufgegriffen wird. Neun Präparate – vom Rotmilan über den Graureiher bis hin zum Albatros mit der gewaltigen Spannweite von 3 m – schweben über den Köpfen der kleinen und großen Besucher*innen und informieren über verschiedene Flügel- und Flugformen. Sieben Medieneinheiten laden dazu ein, sich interaktiv mit Themen wie Federn, Eiern, Vogelzug und Vogelstimmen zu befassen, und natürlich mit der Frage aller Fragen: Wieso können Vögel eigentlich fliegen?
Die Vogelsammlung
Die Braunschweiger Vogelsammlung ist mit mehr als 62.000 Exemplaren (davon 10.300 Vogeleier) die größte Niedersachsens und eine der umfangreichsten bundesweit. Etwa die Hälfte der weltweit bekannten ca. 11.000 Vogelarten sind darin vertreten. Die ältesten Stücke der Sammlung (z.B. Färöer-Kolkrabe) stammen noch aus der Gründungszeit des Museums, das gemeinsam mit dem Herzog Anton Ulrich-Museum im Jahr 1754 als „Herzogliches Kunst- und Naturaliencabinett“ eröffnet wurde. Die Sammlung erlebte ihren größten Zuwachs im 19. Jahrhundert unter den Direktoren Johann Heinrich Blasius und Wilhelm Blasius, wobei auch mehrere sehr bedeutende Privatsammlungen (Sammlung Platen, Sammlung Homeyer, Sammlung Grabowski), deren geographischer Schwerpunkt Südostasien war, integriert wurden. Aber auch Mittelamerika und Osteuropa sind reich vertreten. Eine Besonderheit der Vogelsammlung ist die große Zahl bereits ausgestorbener Arten wie Riesenalk, Wandertaube, Lachkauz und Carolinasittich.
„Aufgrund des weltweiten Artenschwundes einerseits und der verbesserten wissenschaftlichen Untersuchungsmethoden, z.B. der DNA-Sequenzierung aus getrockneten Bälgen, wird der wissenschaftliche Wert der Sammlung, welcher bereits jetzt wegen der Unmöglichkeit einer Wiederbeschaffung der meisten Exemplare im Verlustfalle unschätzbar ist, weiter zunehmen. Die Vogelsammlung ist daher mit höchster Priorität zu behandeln und für kommende Generationen zu bewahren“, betont Museumsdirektor Prof. Dr. Ulrich Joger.