Das Münzkabinett

Das Münzkabinett des Herzogs Anton Ulrich-Museums Braunschweig wird heute in der Burg Dankwarderode am Burgplatz aufbewahrt und umfasst rund 30.000 Münzen, Medaillen und münzähnliche Stücke von der Antike bis zur Neuzeit. Einige herausragende Stücke sind in der Burg Dankwarderode ausgestellt.

Die Sammlung von Münzen und Medaillen geht in ihren Ursprüngen auf die Herzöge des Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel zurück. Mehrere der Welfenherzöge legten seit Mitte des 17. Jahrhunderts Münzsammlungen an, die seit 1754 in das von Herzog Carl I. gegründete Kunst- und Naturalienkabinett zu Braunschweig zusammengeführt wurden. Der damaligen Sammlungstradition und den Interessen am Fürstenhof entsprechend waren zunächst vor allem antike Münzen gesammelt worden sowie die Münzen und Medaillen der Welfen. Herausragend ist die Kollektion nord- und mitteldeutscher Brakteaten, die das Herzog Anton Ulrich-Museum heute besitzt. Sie war im 19. und 20. Jahrhundert durch den Erwerb bedeutender Sammlungen und Schatzfunde erweitert worden. Paul Jonas Meier kaufte im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts eine beachtliche Sammlung französischer und deutscher Jugendstil-Plaketten und Medaillen für das Museum. Im Laufe der Jahrhunderte war zudem eine Universalsammlung von deutschen, europäischen und außereuropäischen Münzen entstanden.

Griechische und römische Münzen

Von den rund 1900 griechischen Münzen, die die Sammlung heute umfasst, wurden 1815 Exemplare im Jahre 1998 im Bestandskatalog „Die griechischen Münzen“ von Wolfgang Leschhorn publiziert. Darunter sind nur wenige Gold- und Silbermünzen, da in napoleonischer Zeit besonders unter den antiken Beständen aus Edelmetall große Verluste eingetreten waren.

Unter den römischen Münzen sind wie auch unter den griechischen Münzen größere Verluste in napoleonischer Zeit eingetreten. Der größte Teil der heute rund 2450 römischen Münzen wurde im Jahre 2006 in dem Bestandskatalog „Die römischen Münzen“ von Wolfgang Leschhorn publiziert. Einige hervorragende Porträtmünzen römischer Kaiser sind seither hinzugekommen. Um die Serien der Kaiserprägungen zu vervollständigen, störte es die Braunschweiger Herzöge nicht, auch Imitationen römischer Münzen zu erwerben. So besitzt das Herzog Anton Ulrich-Museum auch eine ganze Reihe von so genannten Paduanern, Nachahmungen römischer Münzen aus der Renaissance.

Mittelalterliche Münzen

Mittelalterliche Münzen wurden seit dem 18. Jahrhundert von den Herzögen gesammelt. Im 19. Jahrhundert war die Mittelaltersammlung, die heute rund 10.000 Stücke umfasst, durch den Erwerb der Sammlungen der Braunschweiger Landschaft und des Wolfenbütteler Bibliothekars Carl Philipp Christian Schönemann erweitert worden. Der damalige Museumsdirektor und Landeskonservator Paul Jonas Meier war dafür verantwortlich, dass Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts bedeutende mittelalterliche Schatzfunde ganz oder zum Teil in die Sammlung gelangten, so beispielsweise aus den Funden von Ausleben und Gröningen 1872, Seega 1902, Borne 1903, Helmstedt 1924. Angekauft wurden desweiteren Teile wichtiger Privatsammlungen, so aus den Kollektionen von Emil Bahrfeldt, Arthur Löbbecke oder Heinrich Buchenau.

Medaillen

Herausragend unter den mehr als 1500 Medaillen sind die Silberprägungen der Welfenherzöge, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zu besonderen Anlässen und zur Repräsentation geprägt wurden. Zur Medaillensammlung gehört aber auch eine Serie von Papstmedaillen sowie unter anderem Medaillenreihen des Genfer Medailleurs Jean Dassier oder der schwedischen Künstlerin Lea Ahlborn.

Neuzeitliche Münzen

In der Universalsammlung neuzeitlicher Münzen sind außer Prägungen der deutschen und europäischen Länder auch Münzen aus Asien, Amerika und Nordafrika vertreten. Deutschland, Russland, Skandinavien, Italien und Frankreich bilden einen historisch bedingten Schwerpunkt der Sammlung.

Zu den Schätzen, die sich im Virtuellen Münzkabinett entdecken und erkunden lassen, zählen der silberne Thronpfennig Heinrichs des Löwen, eindrucksvoll gestaltete neuzeitliche Medaillen sowie wertvolle Edelmetallprägungen der Antike.Insgesamt beherbergt das Münzkabinett des HAUM mit seinen um die 30.000 Münzen und Medaillen einen historisch wie kulturell bemerkenswerten Sammlungsbestand, der speziell für das europäische Mittelalter und die Medaillenkunst der Neuzeit von großem kunsthistorischem und sozialgeschichtlichem Interesse ist. Mit der Eröffnung des Virtuellen Münzkabinetts beginnt ein ganz neues Kapitel in der Dokumentation, Erforschung und Präsentation dieser Bestände: Das Portal eröffnet eine zukunftsweisende Perspektive für den Kulturgüterschutz und bietet dabei die Chance, die Münzsammlung uneingeschränkt für Forschung, Lehre und Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Initiator des Digitalisierungsprojektes ist Prof. Dr. Johannes Wienand, seit April 2018 Professor für Alte Geschichte an der TU Braunschweig und Leiter des Münzkabinetts am HAUM. Das Portal hat er mit Unterstützung des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin (ikmk.smb.museum) und in Kooperation mit dem NUMiD-Netzwerk (numid-verbund.de) eingerichtet. Die Datenbanken sind international vernetzt (unter anderem mit der American Numismatic Society und der University of Oxford), die Digitalisierung basiert auf einer gemeinsamen Nutzung von Normdaten und einer mehrstufigen Qualitätskontrolle.

Ein besonderes Feature des Virtuellen Münzkabinetts ist das eMuseum: Mit dem Start des Portals wird hier eine online-Ausstellung zu Braunschweigischen Münzen und Medaillen präsentiert, weitere Ausstellungen sind in Planung.

Kontakt

Prof. Dr. Johannes Wienand

Leitung Münzkabinett

E-Mail j.wienand@3landesmuseen.de
Telefon 0531 1225 - 2464
Fax 0531 1225 - 2408

Herzog Anton Ulrich-Museum
Museumstr. 1
38100 Braunschweig