Die Sammlung der neuzeitlichen Elfenbeinkunstwerke im Herzog Anton Ulrich-Museum zählt mit heute noch über 600 Einzelwerken, von ehemals über 1000, zu den umfangreichsten Sammlungen in Deutschland und Europa. Die zahlreichen geschnitzten Skulpturen, Reliefs und Gefäße, die gedrechselten Dosen und Behältnisse entstammen dem 16. bis frühen 19. Jahrhundert und bieten einen hervorragenden Überblick über diese Kunstgattung.
Im Fokus der Sammlung, die nicht nur Objekte aus wertvollem Elefantenstoßzahn sondern auch aus (Rinder-)Knochen und Nilpferdzähnen vereint, stehen Skulpturen und Reliefs, die mythologische und religiöse Sujets behandeln und in eindrucksvoller Art und Weise die besonderen Charakteristika des Materials herausstellen. Der nackte oder nur wenig bekleidete menschliche Körper wird dabei häufig mit ausgesuchter Raffinesse dargestellt und ermöglicht es den Künstlern, ihre besonderen Fertigkeiten auszuspielen. Beispiele hierfür sind die signierten und datierten Figuren der Vier Jahreszeiten von Balthasar Permoser und die Reliefs von Ignaz Elhafen. Besonders prunkvoll wirken Elfenbeinarbeiten, wenn sie mit Ebenholz, Hirschhorn oder farbigen Emails kombiniert wurden. Die gedrechselten Werke dagegen verblüffen durch ihre geplante Regelmäßigkeit, wobei die vielschichtigen Contrefaitkugeln schier unerklärlich wirken.
Bereits 1931 wurde dieser Museumsbestand von dem damals besten Kenner der Materie Christian Scherer, Mitarbeiter und Direktor des Museums, in einem Bestandskatalog publiziert, allerdings ohne alle Werke abbilden zu können. Scherer hatte sich seit den 1890er Jahren einen Namen als Erforscher der neuzeitlichen Elfenbeinschnitzkunst gemacht und publizierte viele Werke erstmalig. Seit den 1980er Jahren erlebt die Erforschung der barocken Elfenbeinschnitzkunst eine neue Blüte und der Wissensstand hat sich immens vermehrt. Auch für die Braunschweiger Elfenbeinsammlung läßt sich eine Fülle neuer Erkenntnisse feststellen, welche der Öffentlichkeit im Rahmen des neuen Bestandskataloges präsentiert werden sollen.
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Herzog Anton Ulrich-Museum
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