Am 18. November 2024 verstarb Dr. Babette Ludowici im Alter von 61 Jahren nach schwerer Krankheit. Sie leitete seit 2017 die Abteilung Archäologie am Braunschweigischen Landesmuseum.
Von 2005 bis 2016 arbeitete sie als Leiterin der Abteilung der frühgeschichtlichen Archäologie am Landesmuseum Hannover. Daneben war sie seit 2005 Beauftragte des Forschungsbereichs zur Archäologie der frühgeschichtlichen Sachsen in Niedersachsen und ebenfalls seit 2005 Herausgeberin der Studien zur Sachsenforschung. Ab 2022 war Babette Ludowici Vorsitzende des Internationalen Sachsensymposions.
Niedersächsische Identität hat viele Facetten. Mit ihren Forschungen zur Archäologie des 1. Jahrtausends hat Dr. Babette Ludowici dazu seit rund 30 Jahren einen herausragenden Beitrag geleistet. Bereits in ihrer Dissertation behandelte sie frühgeschichtliche Grabfunde zwischen Harz und Aller von der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. bis in die Karolingerzeit. Ihre Stärke war das Hinterfragen allgemein akzeptierter archäologischer und historischer Gewissheiten besonders zu den „alten Sachsen“ und zur ottonenzeitlichen Pfalz von Magdeburg. Die neu entwickelten Perspektiven auf archäologische Funde und Befunde basieren dabei ohne Ausnahme auf einer stichfesten Argumentationskette. Sie scheute dabei keine Kontroverse, die das Infragestellen scheinbar sicherer Annahmen hervorrufen konnte.
Am Landesmuseum Hannover etablierte sich bereits in den 1950er Jahren ein eigener Forschungsbereich zur Archäologie der frühgeschichtlichen Sachsen, der seit 2005 von Babette Ludowici vertreten wurde. Mit der Übernahme der Leitung der Abteilung Archäologie am Braunschweigischen Landesmuseum 2017 kehrte sie zu den Wurzeln ihrer wissenschaftlichen Anfänge zurück und brachte den Forschungszweig der Sachsenforschung zum Braunschweigischen Landesmuseum mit. Ein Höhepunkt war die von ihr 2019 kuratierte Ausstellung „SAXONES – Eine neue Geschichte der alten Sachsen | Das erste Jahrtausend in Niedersachsen“, die am Landesmuseum Hannover und am Braunschweigischen Landesmuseum als Publikumserfolg präsentiert wurde. Die vielbeachtete Ausstellung führte moderne Perspektiven und aktuelle Erträge der Forschung zusammen und bündelte sie zu einer neuen Erzählung früher Landesgeschichte. 2022 erschien in der Beck Reihe Wissen eine Einführung zu den Sachsen, die prägnant die Archäologie, Geschichte und den Mythos der Sachsen von der römischen Kaiserzeit bis zur Neuformierung sächsischer Identitäten nach dem Sturz Heinrichs des Löwen zusammenfasst.
Die niedersächsische „Sachsenforschung“ ist eng mit den Aktivitäten des „Internationalen Sachsensymposions“ verknüpft. 1949 in Cuxhaven durch niedersächsische Archäologen ins Leben gerufen, ist diese „Arbeitsgemeinschaft zur Archäologie der Sachsen und ihre Nachbarvölker in Nordwesteuropa“ heute einer der maßgeblichen Fachverbände für die frühgeschichtliche Archäologie Europas, mit aktuell fast 200 gewählten Mitgliedern aus elf Ländern. Babette Ludowici war Mitglied der Geschäftsführung, Vorsitzende (2022–24) und Herausgeberin der Schriftenreihe „Neue Studien zur Sachsenforschung“, die das BLM und der Verband gemeinsam veröffentlichen.
Neben ihrer Arbeit fand sie Zeit, sich für die Belegschaft der 3Landesmuseen als Gleichstellungsbeauftragte einzusetzen. Ihre Begeisterungsfähigkeit hat uns alle angesteckt. Wir sind dankbar und verabschieden uns mit ihrem Lebensmotto: „Always look on the bright side of life!“
Unser Mitgefühl gilt ihrem Ehemann und ihrer Familie.
Heike Pöppelmann