Chanukka-Leuchter ergänzt Judaica-Sammlung

Förderung durch Hans und Helga Eckensberger Stiftung

Die Sammlungen des Braunschweigischen Landesmuseums sind um ein Objekt reicher: ein Chanukka-Leuchter aus Bronze, ausgeformt im 19. Jahrhundert, erweitert nun die Braunschweiger Judaica-Sammlung, die zu den historisch bedeutendsten Sammlungen ihrer Art in Deutschland zählt.

Dank der Förderung der Hans und Helga Eckensberger Stiftung konnte dieses wichtige Stück Erinnerungskultur für die Sammlungen des Braunschweigischen Landesmuseums erworben werden.

Der achtarmige Leuchter ist ein Ritualobjekt für das mehrtägige Chanukka-Fest. Nacheinander wird acht Tage lang Abend für Abend jeweils ein weiteres Licht von dem andauernd brennenden Dienerlicht angezündet, um das jüdische Volk an die Wiedereinweihung des heiligen Tempels nach dem siegreichen Makkabäer-Aufstand im 2. Jh. v. Chr. gegen die heidnischen seleukidischen Besatzer zu erinnern.

Der Braunschweiger Kaufmann Benny Mielziner, Sohn des Rabbiners Salomon Mielziner, erhielt den Chanukka-Leuchter zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 1923 von der Leopold-Zunz Freimaurer Loge.
Mielziners Familie zählt zu den unzähligen Opfern der Verfolgung in Braunschweig durch die Nationalsozialisten. Sein Sohn Bruno, als Rechtsanwalt und Notar tätig, erhielt 1933 Berufsverbot und beging später Selbstmord. Dessen Frau erkrankte einige Jahre später an Krebs und wurde wegen ihrer jüdischen Abstammung nicht im Krankenhaus behandelt. Eine Enkeltochter Benny Mielziners wurde in Ausschwitz ermordet.
Mielziners Familie emigrierte zu großen Teilen schon vor dem zweiten Weltkrieg nach Holland, wo auch heute noch Nachkommen der Familie leben.
„Der Leuchter ist Teil einer Braunschweiger Familiengeschichte sowie Teil einer Geschichte, die von Hass, Anfeindungen und Antisemitismus erzählt und dessen schreckliche Folgen uns bis heute verfolgen. Sie steht exemplarisch für zahlreiche jüdische Familiengeschichten im 20. und 21. Jahrhundert“, fasst die Museumsdirektorin Heike Pöppelmann die Bedeutung des Objektes für die Sammlungen des Braunschweigischen Landesmuseums zusammen.

Zusätzlich zu seiner bewegten Geschichte besticht der Leuchter durch eine aufwändige Gestaltung: Vergleichbare Chanukka-Leuchter aus dem 19. Jahrhundert befinden sich heute in den Sammlungen der Jüdischen Museen in New York und Brüssel.

Im September 2019 wurde der Leuchter dem Braunschweigischen Landesmuseum zum Kauf angeboten. Nun begann die Arbeit der Provenienz Forschung im Museum: Handelte es sich bei dem Leuchter um NS-verfolgungsbedingtes Raubgut? Wie sich herausstellte, konnten keinerlei Anhaltspunkte diesbezüglich gefunden werden. Mit den Enkeln des Braunschweigers Benny Mielziner, die heute in den USA und in den Niederlanden lebten, entstand im Zuge der Nachforschungen ein reger Austausch.
Die Nachfahren Benny Mielziners haben sich entschieden, dass der Leuchter nun wieder in Braunschweig im Braunschweigischen Landesmuseum präsentiert werden soll. Im neu gestalteten Jüdischen Museum wird er seinen Platz in der Ausstellung einnehmen.

Die Hans und Helga Eckensberger Stiftung freut sich, durch ihre Mitwirkung sowohl der Familie Mielziner und ihren Nachkommen als auch dem Landesmuseum und dadurch der Stadt Braunschweig einen Dienst erwiesen zu haben.