Die im Dezember 2019 aus dem Besitz von Ernst August Erbprinz von Hannover nach Braunschweig als langfristige Leihgaben übernommenen Silbermöbel der Welfen sind ab Mittwoch, dem 11. Mai 2022 im Rahmen der Dauerausstellung „Grandios! Die Silbermöbel der Welfen“ im Herzog Anton Ulrich-Museum zu sehen. Parallel startet die Dauerausstellung „Schatz aus der Tiefe. Silbermedaillen der Welfen“, die faszinierende Einblicke in die Entwicklung der welfischen Münzprägung und Medaillenkunst bietet.
Kein Superlativ wird ihnen gerecht: den Silbermöbeln der Welfen. Die 13 Stücke – zwei Prunkspiegel, zwei Tische, vier Gueridons und fünf Stühle – wurden zwischen 1725 und 1730 in den besten Werkstätten ihrer Zeit in Augsburg gefertigt und zeigen einen kaum je wieder erreichten Stand gestalterischen Könnens in der Silberverarbeitung. Das Ensemble nimmt unter den wenigen erhaltenen Werken dieser Art einen international nahezu einzigartigen Platz ein. Museumsdirektor Dr. Thomas Richter: „Die Möbel gehören zu den bedeutendsten Stücken ihrer Art. Ihr künstlerischer und materieller Wert ist hervorragenden Gemälden der Braunschweiger Galerie absolut ebenbürtig. Für das Herzog Anton Ulrich-Museum bedeutet diese Leihgabe eine hohe Auszeichnung und die einzigartige Chance, bedeutendstes Kulturgut einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren.“
Als herausragende Zeugnisse fürstlicher Repräsentation und Meisterwerke Augsburger Goldschmiedekunst wurden sie dem Herzog Anton Ulrich-Museum 2019 als Dauerleihgaben des Hauses Hannover für die Zeit der Sanierung der Marienburg bei Hildesheim anvertraut. „Das Herzog Anton Ulrich-Museum gehört mit seinen Beständen Alter Meister und mit seiner kunsthandwerklichen Sammlung zu den Flaggschiffen der Kunstmuseen in Deutschland. Daher ist es während der Sanierung der Marienburg gleichsam ein ‚natürliches Zuhause‘ für die einzigartigen Silbermöbel der Welfen. Der Erbprinz leistet mit dieser langfristigen Leihgabe an das Land Niedersachsen einen weiteren wichtigen Beitrag zur Sicherung des welfischen Kulturerbes für die Öffentlichkeit“, sagt Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler.
Für Ernst August Erbprinz von Hannover gehören die Silbermöbel zum Kernbestand des Kulturerbes seiner Familie: „Seit ihrer Entstehung vor fast 300 Jahren nehmen die Silbermöbel einen besonderen Platz in meiner Familie ein. Sie verbinden durch ihre wechselvolle Geschichte die ältere Linie der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel mit den Kurfürsten und Königen von Hannover. Für die Präsentation im Herzog Anton Ulrich-Museum danke ich vor allem dem Direktor, Herrn Dr. Thomas Richter, und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz herzlich für ihre Unterstützung und Begeisterung für das Vorhaben.“
Die Dauerausstellung erzählt vom glücklosen Auftraggeber der Silbermöbel in Wien, dem spektakulären Ankauf durch den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, ihren wechselnden illustren Besitzern und ihrer abenteuerlichen Reise durch drei turbulente Jahrhunderte der Geschichte.
Die Silbermöbel werden nach Schloss Marienburg zurückkehren, sobald sie nach der Sanierung dort angemessen präsentiert werden können.
Begleitet wird die Dauerausstellung von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm, das neben Kurator*innen-Führungen und Fortbildungen für Lehrkräfte auch Kostümführungen für Kinder und Familien umfasst. Zu themenbezogenen Fachvorträgen werden darüber hinaus renommierte Expert*innen namhafter Kulturinstitutionen begrüßt.
Wie die Silbermöbel reflektieren auch die Münzen und Medaillen spannende Facetten der Wirtschafts- und Geldgeschichte. In Kooperation mit der Braunschweigischen Sparkassenstiftung präsentiert das Herzog Anton Ulrich-Museum ausgewählte Silbermedaillen der Welfen aus der „Münzforschungssammlung der Braunschweigischen Landessparkasse in der Braunschweigischen Sparkassenstiftung“.
In einer sonst nicht vorhandenen Genauigkeit dokumentiert diese Sammlung die Entwicklung der welfischen Münzprägung und Medaillenkunst. Die Ursprünge der Sammlung, die heute über 8000 Münzen und Medaillen umfasst, liegen in Münzbeständen der Braunschweigischen Staatsbank aus dem 19. Jahrhundert.
„Jede Sammlerin und jeder Sammler möchte, dass seine mit großer Leidenschaft zusammengetragenen Schätze einer breiten Öffentlichkeit zugänglich werden. Wir freuen uns sehr, dass unsere Münzforschungssammlung im Herzog Anton Ulrich-Museum ein gutes Zuhause gefunden hat und so prominent präsentiert wird“, freut sich Werner Schilli, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Braunschweigischen Landessparkasse und der Braunschweigischen Sparkassenstiftung.
Die Mehrzahl der Objekte wurde in den 1960er bis 1990er Jahren von der Norddeutschen Landesbank erworben. Die Sammlung wurde unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten aufgebaut, dabei wurden weitgehend vollständige Serien der bekannten Münztypen zusammengestellt.
Die Sammlung steht dem Herzog Anton Ulrich-Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung, Eigentümerin ist heute die Braunschweigische Sparkassenstiftung.