Die Wüste soll leben

Bedrohte Natur in Arabien und Nordafrika

Leoparden, syrische Goldhamster, Fenneks (sog. Wüstenfüchse) und Addax-Antilopen sind nur ein paar der zahlreichen Tierarten, die das Staatliche Naturhistorische Museum in seiner Sonderausstellung vom 1. Oktober 2019 bis zum 1. März 2020 als Vertreter für ein stark bedrohtes Ökosystem vorstellt.

Die Wüste Arabiens und Nordafrikas gilt als eine der rauesten Landschaften unserer Erde und trotz der harten Lebensbedingungen zählt sie zu einer der vielseitigsten und faszinierendsten Regionen: Permanente Wüstenbewohner, wie Geparden, Fenneks (sog. Wüstenfüchse) oder auch der syrische Goldhamster haben sich den unwirtlichen Lebensraum erobert und im Zuge der Evolution angepasst. Auch die Beduinen, das traditionsreiche Wüstenvolk, ziehen seit der Antike als Nomaden von Oase zu Oase und sorgen als Händler auf der Seidenstraße und dem Trans Sahara-Handel für einen materiellen und immateriellen Austausch mit Europa. Die vom Naturhistorischen Museum unter der Mitarbeit des Syrers Emad Aicho gestaltete Ausstellung stellt die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Beduinenkultur vor. Neben der naturwissenschaftlichen Betrachtung steht auch die Frage nach den aktuellen Bedrohungen im Zentrum der Präsentation in der Burg Dankwarderode. Nicht nur der Klimawandel – ein Thema aktueller denn je – sondern auch zahlreiche kriegerische Konflikte bedrohen das Ökosystem Wüste.
„Aus den Staaten Arabiens, der Sahara und des Sahels – Syrien, Jemen, Libyen, Mali und andere – erreichen uns in Europa schreckliche Meldungen über Kampfhandlungen und das große Leid der Bevölkerung. Doch wie es in diesem Wechselverhältnis zwischen Krieg und Verfolgung um die Natur in den Wüstenstaaten steht, ist bislang ein eher vernachlässigter Aspekt “, sagt Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler. „Naturhistorische Museen haben das Potential, Erkenntnisse zur Natur- und Menschheitsgeschichte für unsere Gegenwart und seine ökologischen Herausforderungen in der Zukunft sichtbar zu machen. Für die Natur- und Umweltbildung sind sie ein wertvoller Partner und erreichen eine Vielzahl an Menschen. Das zeigt sich einmal mehr mit der aktuellen Ausstellung.“
Effiziente Naturschutzmaßnahmen, die dem Artensterben entgegen wirken würden, entfallen in diesen Krisenregionen. Die Auswirkungen auf Natur und Tierwelt in konfliktreichen Ländern wie Syrien, Libyen oder im Jemen sind enorm. So sind Tierarten wie der westafrikanische Wüstenelefant schonungsloser Wilderei ausgeliefert und andere, wie der gesellige Waldrapp, bereits ausgestorben. In touristisch geprägten Ländern wie Tunesien oder Marokko hat der Schutz der Natur einen hohen Stellenwert.

Ein Blick auf ausgewählte Naturschutzprojekte schließt die Sonderausstellung ab. Unter schwierigen Bedingungen konnten einige Tierarten der Wüste in den letzten Jahren geschützt und neu ausgewildert werden. Die letzten "Wüstenelefanten Malis" waren seit 2012 durch Wilderer stark dezimiert worden. Unerschrockene Naturschützer unter der Führung der couragierten Engländerin Susan Canney schafften es, diese außergewöhnlichen Tiere zu retten, indem sie eine Absprache mit der einheimischen Bevölkerung trafen.

"Dieses bewundernswerte Projekt in einem Land, das sonst nur negative Schlagzeilen hat, möchten wir mit unserer Ausstellung unterstützen" sagt Ulrich Joger. "Wir haben ein Spiel zum Elefantenschutz installiert und sammeln auch in der Ausstellung dafür.“
Mittlerweile besteht wieder Hoffnung für Elefanten in Westafrika und in einem Teil von Niger konnte sich auch die Giraffenpopulation von 50 auf 500 Tiere vermehren.

Im Museum in der Pockelsstraße 10 in Braunschweig steht die „lebendige Wüste“ im Fokus. Hier freuen sich unter anderem Stachelmäuse, Wanderheuschrecken, ein Syrischer Goldhamster oder auch der Apothekerskink als Stellvertreter ihrer Art auf Besucherinnen und Besucher.