Ein Rembrandt mehr für das Herzog Anton Ulrich-Museum

Zeichnung eines Hundes als Rembrandt Zeichnung identifiziert

Das Herzog Anton Ulrich-Museum ist ab sofort im Besitz eines weiteren Kunstwerkes von Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606-1669).

Es handelt sich um die Zeichnung eines Hundes, die bereits seit den 1770er Jahren im Bestand des Museum ist, bis vor kurzem allerdings dem deutschen Tiermaler Johann Melchior Roos (1663-1731) zugeschrieben wurde. Die Entdeckung ist eine Sensation: Von Rembrandt sind weltweit nur wenige Zeichnungen nach Tieren erhalten, darunter vier stilistisch sehr ähnliche Kreidestudien eines Elefanten und eines Pferdegespanns. Das Publikum kann den neuen Rembrandt erstmals ab dem 6. April im Rahmen der Sonderausstellung „Dürer, Cézanne und Du. Wie Meister zeichnen“ bestaunen, der ersten großen Sonderausstellung des Ende Oktober 2016 neu eröffneten Museums.

„Ein neues Werk von Rembrandt, dem so ausgesprochen modernen Altmeister, ist für Niedersachsen ein außerordentlicher Gewinn“, sagt Gabriele Heinen-Kljajić, Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur. „Diese Entdeckung untermauert den internationalen Rang der Sammlung und der Forschungsleistungen des Herzog Anton Ulrich-Museums.“

Dem Leiter des Kupferstichkabinetts, Prof. Dr. Thomas Döring, fiel die atemberaubende, unmittelbar an Rembrandt erinnernde Zeichenweise des bisher von der Forschung nicht beachteten Blattes bei der systematischen Digitalisierung von 10.000 Zeichnungen für das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt „Virtuelles Kupferstichkabinett“ auf. Nach eingehenden Recherchen, darunter mikroskopische Untersuchungen, Studium von vergleichbaren Originalen Rembrandts in Amsterdam, Paris und Wien sowie Konsultationen mit internationalen Autoritäten der Rembrandt-Forschung publizierte Döring die Zeichnung als eigenhändiges Werk Rembrandts, entstanden um 1637, in der renommierten Fachzeitschrift „Master Drawings“ (Jg. 44, Nr. 3, 2016, S. 369-378). Die Reaktionen darauf fielen einhellig positiv aus, die Zeichnung wird in das demnächst erscheinende neue Rembrandt-Werkverzeichnis aufgenommen.
„Die barocke Zeichnung Rembrandts ergänzt die Sammlung des Kupferstichkabinetts in sinnvoller Weise. Wir freuen uns, dass die kunsthistorische Forschung so weit fortgeschritten ist und das Blatt in das Gesamtwerk Rembrandts aufgenommen hat“, so der Museumsdirektor Prof. Dr. Jochen Luckhardt.

Rembrandt schuf die Kreidezeichnungen von Tieren als Studien, vor allem in den 1630er Jahren bereicherte der Künstler seine Gemälde und Radierungen bevorzugt mit Darstellungen von Hunden als bedeutungsvollen Nebenmotiven. Der Braunschweiger Terrier ähnelt stark dem bellenden und umherspringenden Hund der 1642 fertiggestellten „Nachtwache“ im Rijksmuseum Amsterdam. Rembrandt sammelte seine gezeichneten – und offenbar größtenteils verlorenen – Tierstudien in einem Band, den er mit „beesten nae ’t leven“ (dt. Tiere nach dem Leben) beschriftete. Darin dürfte sich ursprünglich auch die neu entdeckte „Studie eines sitzenden Hundes“ befunden haben.