Flower Power!

Ausstellung zeigt Blumenporträts von Johanna Helena Herolt

Wie die Mutter, so die Tochter – Johanna Helena Herolt (1668-1723/1728), älteste Tochter der berühmten Malerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647-1717) und des Nürnberger Malers Johann Andreas Graff, war auf die Darstellung von Blumen, Früchten, Kleintieren und Insekten spezialisiert.

Das Herzog Anton Ulrich-Museum präsentiert ihre farbintensiven Naturstudien vom 19. April bis zum 22. Juli im Rahmen der Sonderausstellung „In voller Blüte. Blumenporträts von Johanna Helena Herolt“ im Raum „Kunst auf Papier“. Mit 49 Werken, dokumentiert durch ein 1698 in Amsterdam von Johanna Helena eigenhändig geschriebenes Verzeichnis, bewahrt das Kupferstichkabinett des Herzog Anton Ulrich-Museums die größte zusammenhängende Werkgruppe dieser Künstlerin.

Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Dorothea Maria Graff (1678-1743) erhielt Johanna Helena Herolt von ihrer Mutter Zeichenunterricht und wurde letztendlich Teil eines wirtschaftlich erfolgreichen Familienunternehmens. Unter dem bekannten Namen der Mutter – Maria Sybilla Merian war eine Tochter des in Frankfurt ansässigen Kupferstechers und Verlegers Matthäus Merian – bildeten die drei Frauen eine Arbeitsgemeinschaft, aus der zahlreiche Werke hervorgingen: erst in Frankfurt am Main, dann in einer religiösen Gemeinschaft im niederländischen Friesland und seit 1691 in Amsterdam. Bei ihren Zeichnungen – oftmals Auftragsarbeiten für Naturalienkabinette – stützten sich die Künstlerinnen auf gemeinsam erarbeitete Studienblätter. So basieren einige von Herolts Insektendarstellungen auf Vorlagen für Merians „Raupenbuch“ von 1679, das als Leihgabe der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel in der Sonderausstellung gezeigt wird.

Inspiration fanden die Frauen nicht zuletzt auch im südamerikanischen Surinam. Dorthin, wo ihre Mutter und die jüngere Schwester bereits Studien getätigt hatten, ging 1711 auch Johanna Helena Herolt zusammen mit ihrem Mann Jacob Hendrik Herolt (um 1660-1715), der ebendort als Kaufmann beruflich tätig war. Von Surinam aus schickte sie ihrer Mutter präparierte Insekten nach Amsterdam, wo sie vom „Familienunternehmen Merian“ verkauft wurden.
Die Ausstellung zeigt eine Serie von 49 Werken der Künstlerin, die wohl bereits im frühen 18. Jahrhundert in die Sammlung der Braunschweiger Herzöge gelangt sind. Sie wurden mit Aquarell- und Deckfarben auf Pergament ausgeführt. Herolts Mutter, Maria Sibylla Merian, hatte sich zuvor auf das Malen mit Wasserfarben auf Pergament spezialisiert, da in Nürnberg die Zunftordnung Frauen die Malerei mit Öl und von bestimmten Themen verbot. Im Gegensatz zu ihrer Schwester, deren Fokus auf der Darstellung von Tieren lag, konzentrierte sich Johanna Helena Herolt auf Pflanzendarstellungen. Ihre Arbeiten sind jenen ihrer Mutter qualitativ ebenbürtig, tragen aber einen eigenen Charakter: Sind Maria Sibyllas Arbeiten sowie die unter ihrem Namen in der Werkstatt entstandenen Werke in erster Linie auf die wissenschaftlich exakte Wiedergabe jedes Details ausgerichtet, kommt es Johanna Helena in ihren eigenen Blättern besonders auf eine ästhetische Wirkung der Kompositionen an. Ausgehend von dem für Johanna Helena Herolt gesicherten Braunschweiger Bestand kann konstatiert werden, dass ihre Arbeiten allgemein eine größere dreidimensionale Wirkung besitzen. Diese basiert auf einer ausgeprägten Körperlichkeit, die nicht zuletzt aus dem gezielten Einsatz von Licht und Schatten resultiert.

Für die Ausstellung wurden die von Herolt porträtierten Pflanzen und Insekten von WissenschaftlerInnen des Staatlichen Naturhistorischen Museums und der Technischen Universität Braunschweig, bestimmt. Einige der Pflanzenarten existieren in der dargestellten Form heutzutage nicht mehr, weshalb Herolts Porträts ein wichtiges Zeugnis für die Flora des 17. Jahrhunderts darstellen.