Fürst von Welt

Sonderausstellung zeigt Sammlertätigkeit des Anton Ulrichs

Anlässlich des 300. Todestages Anton Ulrichs von Braunschweig-Lüneburg (1633-1714) präsentiert das Herzog Anton Ulrich-Museum die Kabinett-Ausstellung „Fürst von Welt. Herzog Anton Ulrich – ein Sammler auf Reisen“ vom 10. April bis zum 20. Juli 2014 in der Kemenate der Burg Dankwarderode.

Die Sonderschau würdigt den vielseitig begabten Herzog, der angeregt durch seine Liebe zur Kunst den Grundstein für eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Deutschlands legte.
„Diese Begegnung mit dem Gründer unseres ältesten Landesmuseums eröffnet in faszinierender Weise das Jahr der Landesgeschichte 2014. Der Sammelleidenschaft Herzog Anton Ulrichs verdanken wir eines der ältesten und bedeutendsten öffentlichen Museen alter Kunst in Europa“, sagte Gabriele Heinen-Kljajić, die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur. „Dieses groß angelegte Kooperationsprojekt präsentiert der Öffentlichkeit herausragende Schätze und macht Geschichte erlebbar.“
Die Ausstellung in der Burg Dankwarderode führt in sechs Kapiteln die Besucherinnen und Besucher durch die verschiedenen Lebensstationen des schillernden Sammlungsgründers, beginnend mit seinem humanistisch-intellektuell geprägten Elternhaus bis hin zu regelmäßig aufgesuchten Reiseorten in Frankreich, Italien, den Niederlanden und im Deutschen Reich. Anton Ulrichs Kavalierstour, die fester Bestandteil der Erziehung zukünftiger Monarchen war, führte ihn 1655 nach Paris und gab den Anstoß für seine intensive Sammeltätigkeit. Hier kaufte er erstmalig einige Kunstobjekte wie Gemälde, Kupferstiche und Münzen. Bis an sein Lebensende sollten Anton Ulrichs Reiseunternehmungen von zahlreichen Ankäufen erlesener Kunstwerke geprägt sein.

Die Sonderausstellung zeigt eine Auswahl von rund 40 Kunstwerken aus den Bereichen der Malerei, Skulptur, Grafik und Angewandten Kunst, die entweder von Anton Ulrich selbst angekauft oder durch seine Agenten ausgesucht wurden.
Der Welfenherzog, der sich zeitlebens auch als Dichter und Mäzen von Theater- und Opernhäusern einen Namen machte, begeisterte sich im Besonderen für Kunstwerke mit erzählerischen Elementen. Als Beispiel für diesen Umstand gilt das Gemälde „Die Auffindung des Moses“ (1650), ein Spätwerk des neapolitanischen Künstlers Bernardo Cavallino (1616-1656), das Anton Ulrichs Interesse vermutlich vor allem durch seine raffinierte Erzählweise geweckt hat. Der Erwerb der französischen Bronze „Diana mit Hirsch“ (Ende d. 17 Jh.) sowie der römischen Antiken „Herakles“ und „Dionysos“, die mit neuzeitlichen Ergänzungen bestückt wurden, zeugen vom herzoglichen Interesse für mythologische Geschichten. Die Präsentation einer virtuellen Rekonstruktion des ehemaligen Lustschlosses Salzdahlum, das Herzog Anton Ulrich nach dem Vorbild niederländischer und italienischer Schloss- und Villenarchitektur erbauen ließ, führt in dreidimensionaler Hinsicht den seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr existenten Ausstellungsort für seine Kunstsammlungen vor Augen.

Im Rittersaal der Burg Dankwarderode können im Rahmen der Meisterwerke-Ausstellung „Epochal“ weitere 50 herausragende Kunstobjekte betrachtet werden, die durch Anton Ulrichs Kaufinitiative in seine Sammlung gelangten. Darunter befinden sich neben Ostasiatika auch Objekte aus dem einzigartigen Bestand italienischer Majolika sowie Gemälde von Rubens, Rembrandt und Vermeer, die den exquisiten Geschmack des herzoglichen Sammlers nachdrücklich belegen. Besucherinnen und Besucher können zu ausgewählten Objekten interessante Hintergrundinformationen mit dem eigenen Smartphone abrufen.

Neue Forschungsergebnisse zu Anton Ulrich
Das Anton-Ulrich-Gedenkjahr bietet neben der Ausrichtung einer Sonderausstellung auch Anlass zur Veröffentlichung eines neuen Forschungsbandes. Am 25. Juni wird die Publikation „…einer der größten Monarchen Europas“?! – Neue Forschungen zu Herzog Anton Ulrich präsentiert, die aktuelle Forschungsergebnisse europäischer Wissenschaftler aus Paris, Venedig, Amsterdam und Wien vereint. Da hier die Betrachtung Anton Ulrichs erstmalig nicht nur auf regionaler, sondern auf europäischer Ebene erfolgt, konnten neue Erkenntnisse zum Sammlungsgründer gewonnen werden, die u.a. seine Position im Deutschen Reich betreffen.

Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung
Auch das Veranstaltungsprogramm im Rahmen der Sonderausstellung rückt das Thema „Sammeln“ in den Vordergrund. Das Herzog Anton Ulrich-Museum ruft die Braunschweiger Bevölkerung dazu auf, ihre persönlichen und gerne auch ungewöhnlichen Sammlungen im Rahmen einer öffentlichen Gesprächsrunde vorzustellen, bevor einige Exponate in der Burg Dankwarderode präsentiert werden. Abgerundet werden die Veranstaltungen rund um den Sammlerfürsten Anton Ulrich mit dem Besuch der bekannten Kunstsammler Christoph Müller und Harald Falckenberg, die in einem Sammlergespräch am 7. Mai aufeinander treffen.
Das Führungsangebot hält während der Sonderausstellung ein besonderes Highlight bereit: Besucherinnen und Besucher können sich an ausgewählten Terminen von Anton Ulrich „höchstpersönlich“ durch die Sammlung führen lassen. Im Rahmen von Kostüm-Führungen mit Andreas Jäger wird der barocke Zeitgeist des Welfenherzogs lebendig werden.