Am 15. Februar 2011 veröffentlicht das US-amerikanische online-Magazin Plos One erstmals den Namen eines neuen Raubsauriers, dessen Fährten von niedersächsischen Wissenschaftlern in der Republik Niger entdeckt wurden. Der Name des Sauriers lautet: Paravipus didactyloides.
Der neue Dino ist nach dem Langhals-Saurier Spinophorosaurus nigerensis die zweite neue Gattung, die im Rahmen der Expeditionen des Staatlichen Naturhistorischen Museums Braunschweig in den Jahren 2005-2008 in der Republik Niger entdeckt wurde.
Die deutsche Übersetzung des lateinischen Namens, „Spur eines zweizehigen vogelähnlichen Tieres“, deutet auf die Besonderheit des Fundes hin: Das Team unter Leitung von Prof. Dr. Ulrich Joger fand keinen einzigen Knochen des Sauriers, sondern seine Fußabdrücke. Die fossilen Fährten, die der flinke zweibeinige Räuber vor ca. 160 Millionen Jahren im damals weichen Schlamm in Afrika hinterließen, hatte das Team 2007 im Gelände untersucht und auf einer Strecke von fast 7 Metern abgegossen. Der Abguss ist inzwischen dauerhaft im Dinosauriersaal des Naturhistorischen Museums Braunschweig ausgestellt.
Wie der Verursacher dieser Fährten tatsächlich aussah, ist den Wissenschaftlern Dr. Alexander Mudroch, Dr. Ute Richter, Prof. Dr. Ulrich Joger, Dr. Ralf Kosma, Prof. Dr. Omarou Idé und Prof. Dr. Abdoulaye Maga, die die Erstbeschreibung des Sauriers vorgenommen haben, nicht bekannt. Aufgrund der Ähnlichkeiten zwischen den neuen Fährten und bereits bekannten Fährten von Deinonychosauriern („Raptoren“) von anderen Kontinenten gehen sie von einer vergleichbaren Anatomie der Tiere aus. Die Trittsiegel zeigen jeweils nur zwei Zehenabdrücke, was vermuten lässt, dass eine weitere Zehe mit einer Sichelkralle versehen war, die beim Laufen hochgeklappt wurde und keinen Abdruck am Boden hinterließ.
Der Fährtenfundort liegt südlich von Agadez in unmittelbarer Nähe des Fundortes der Skelette des Langhalsdinosauriers Spinophorosaurus nigerensis, die das Team im Jahre 2007 geborgen hatte. Möglich ist auch, dass die Raubdinosaurier Jagd auf Spinophorosaurus gemacht haben.
Die Besonderheiten von Paravipus didactyloides sind das hohe erdgeschichtliche Alter, die Vielzahl der Fährten (120 Trittsiegel, die fünf Tieren zugeordnet werden konnten) und der sehr gute Erhaltungszustand. Hinzu kommt, dass die Gruppe der mit den Vögeln verwandten Maniraptoren bislang aus der Südsahara noch nicht bekannt war. Sie sind ein bedeutender Fund für das Verständnis der Evolution der vogelartigen Raubdinosaurier.