Hier wird regiert!

Die Beamten im Dienste des Herzogs Anton Ulrich

Sonderausstellung in der Herzoglichen Kanzlei in Wolfenbüttel thematisiert ab dem 21. November die barocke Regierungspraxis Herzog Anton Ulrichs

Er war weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt als Liebhaber der Schönen Künste, Kunstsammler und schillernder Barockregent: Herzog Anton Ulrich von Braunschweig–Wolfenbüttel (1633–1714). Das Braunschweigische Landesmuseum präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesarchiv die Sonderausstellung „Hier wird regiert! Die Beamten im Dienste des durchlauchtigsten Herzogs Anton Ulrich“ (21. November 2014–3. Mai 2015) und widmet sich dabei der Regierungspraxis des wohl glänzendsten Vertreters der niedersächsischen Fürsten zur Zeit des Absolutismus. Die Herzogliche Kanzlei in Wolfenbüttel, der einstige Schauplatz des politischen Geschehens, bildet dabei den authentischen Rahmen. Die Sonderausstellung ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit: „Die erstmalige Kooperation zwischen dem Braunschweigischen Landesmuseum und dem Niedersächsischen Landesarchiv Wolfenbüttel war für beide Seiten eine inspirierende und wertvolle Erfahrung, die uns neue Perspektiven ermöglicht hat“, betonen Museumsdirektorin Dr. Heike Pöppelmann und Archivleiter Dr. Brage Bei der Wieden.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren die politischen Verhältnisse von Machtkämpfen, schwieriger Finanzsituation und Wirtschaftskrisen geprägt. Wie alle Fürsten seiner Zeit verließ sich Anton Ulrich daher auf die Mitarbeit von zahlreichen Beamten, die ihn dabei unterstützten, den inneren und äußeren Frieden zu wahren, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Staatsverschuldung durch geschickte Maßnahmen einzudämmen. Am Ort der Ausstellung, dem imposanten Gebäude der Herzoglichen Kanzlei in Wolfenbüttel, waren damals mit dem Geheimen Rat, der Kammer, dem Gericht und den Schreibstuben alle wesentlichen politischen Gremien unter einem Dach vereint. Die Spuren dieser ersten Bürokratie und ihrer Errungenschaften finden sich noch in den Strukturen unseres modernen Verwaltungsapparats.

Die Sonderausstellung „Hier wird regiert! Die Beamten im Dienste des durchlauchtigsten Herzogs Anton Ulrich“ präsentiert im Archivgewölbe über 100 Objekte – darunter Leihgaben aus dem Herzog Anton Ulrich–Museum, dem Niedersächsischen Landesarchiv Wolfenbüttel und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Geheimratsdokumente, Münzen, Graphiken, Gemälde und auch Alltagsobjekte vermitteln ein authentisches und lebendiges Bild der barocken Regierungspraxis und lenken den Blick auf die heutige Politik und ihre Verwaltung.

Sinnbildliche Darstellungen wie das Fürstenberger Porzellanensemble „Herakles und Hydra“ oder ein Bierpfennig veranschaulichen die politischen Strukturen und ihre Schwierigkeiten im sogenannten Absolutismus. Die Bestrebungen Herzog Anton Ulrichs ein verlässliches Archiv aufzubauen, verdeutlicht die Präsentation des Testaments von Georg I., der als erster Welfe zum König von Großbritannien gekrönt worden war. Eines von insgesamt drei Exemplaren aus dem Jahre 1716 vertraute Georg I. dem Herzoglichen Archiv bis zu seinem Ableben an. Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Herzog Anton Ulrich und unserer Bundeskanzlerin oder inwiefern war Datensicherheit schon im 18. Jahrhundert ein Thema? Verweise auf die heutige Politik bringen die überraschende Erkenntnis, dass viele der barocken Probleme auch in der heutigen Zeit eine große Rolle spielen.