Das Braunschweigische Landesmuseum präsentierte den gerade erschienenen Katalog „Ein Teil von uns. Deutsch-jüdische Geschichten aus Niedersachsen“.
Der Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung versammelt Beiträge von 22 Autor*innen aus Wissenschaft und Gesellschaft, die anhand konkreter Objekte die gemeinsame deutsch-jüdische Geschichte der Region nachzeichnen.
Die schockierenden Ereignisse im Nahen Osten und der terroristische Angriff auf Israel führen einmal mehr drastisch vor Augen, wie tief Hass, Hetze und Gewalt gegen Jüdinnen*Juden überall auf der Welt verwurzelt sind. Um dem Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Formen entschieden entgegenzutreten, bedarf es nicht zuletzt einer fortwährenden kulturellen Bildungs- und Vermittlungsarbeit.
Im Braunschweigischen Landesmuseum widmet sich die Ausstellung „Ein Teil von uns. Deutsch-jüdische Geschichten aus Niedersachsen“ der Frage, wie jüdische Menschen hierzulande vom 18. bis ins 21. Jahrhundert das Leben in einer überwiegend nicht-jüdischen, meist ausgrenzenden und oft feindlichen Gesellschaft erfahren haben. Der Katalog bietet Einblicke in eine von unsicheren Rechtssituationen und Brüchen, Blütezeiten und Katastrophen gekennzeichnete Vergangenheit. Im Zentrum steht die Frage nach den Wechselbeziehungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Gesellschaften, die immer wieder „Anderes“ in „Eigenes“ integriert haben. Bis heute wird das Ringen um die eigene Identität durch Antisemitismus und Ausgrenzung unterschiedlicher Ausprägung begleitet.
Die über 1.000 Objekte umfassende Sammlung des Braunschweigischen Landesmuseums, die wesentlich auf Schenkungen und das Engagement jüdischer Bürger*innen zurückgeht, ist in Norddeutschland einzigartig. Zu den Highlights zählen die handgeschriebenen barocken Gebetbücher Alexander Davids sowie die nahezu vollständig erhaltene Inneneinrichtung der ehemaligen Hornburger Synagoge aus dem 18. Jahrhundert. Erstmals wird die Bandbreite der reichen Sammlung zur jüdischen Geschichte, Kultur und Religion am Braunschweigischen Landemuseum in einer umfassenden und reich bebilderten Publikation vorgestellt. Erschienen ist sie im renommierten Wallstein Verlag Göttingen.
Zitate:
Dr. Heike Pöppelmann, Direktorin des Braunschweigischen Landesmuseums:
„Juden und Jüdinnen haben dem Braunschweigischen Landemuseum seit nun fast 100 Jahren ihre Objekte und ihre Geschichten übergeben. Ihr Vertrauen ist uns Verantwortung. Wir fühlen uns ihnen persönlich eng verbunden. Jüdisches Leben gehört zum Braunschweiger Land, zu Niedersachsen, zu Deutschland.“
Dr. Felicitas Heimann-Jelinek, freie Ausstellungskuratorin, Wien
„Lea Weik und ich, Kuratorinnen der Ausstellung ‚Ein Teil von uns. Deutsch-Jüdische Geschichten aus Niedersachsen‘, haben mit großer Freude und Genugtuung daran gearbeitet, das im Braunschweigischen Landesmuseum schlummernde niedersächsisch-jüdische Kulturerbe bearbeiten und der Öffentlichkeit präsentieren zu dürfen. Wir hoffen, dass Ausstellung und Katalog einen Beitrag zur Stärkung einer demokratischen und widerstandsfähigen Gesellschaft leisten.“
Renate Wagner-Redding, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Braunschweig und Ehrenbürgerin der Stadt Braunschweig:
„Ich freue mich sehr, dass der Katalog zur neuen Ausstellung heute vorgestellt werden kann. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass Menschen, die in Braunschweig leben oder zu Besuch kommen, etwas mehr von der sehr langen jüdischen Geschichte in dieser Region erfahren können. Besonders deshalb, weil sich Anfang des 19. Jahrhunderts von dieser Region aus ein liberales Judentum entwickelt hat.“