Neues Forscherglück in Hondelage

Naturhistorisches Museum und FUN e.V. bergen Fischsaurier

Am Geopunkt Hondelage konnte am 06.03.2020 ein nahezu vollständiges Skelett eines Ichthyosauriers geborgen werden. Teile des Skeletts wurden bereits Anfang Januar bei paläontologischen Grabungsarbeiten durch den geowissenschaftlichen Präparator des Museums, Sebastian Radecker, entdeckt.

Etwa sechs Wochen dauerte die mühselige Freilegung des Fundes durch ihn und mehrere fossilienbegeisterte Ehrenamtliche.
„Mehrere Jahre Grabungsaktivität in Hondelage ohne große Funde wurden nun endlich belohnt“ sagt Radecker, nachdem der Fund nun sicher in der Präparationswerkstatt des Museums eingetroffen ist. Mitglieder des Förderkreises Umwelt- und Naturschutz Hondelage e.V. (FUN) packten tatkräftig bei der Bergung am regnerischen Freitagvormittag mit an und stellten einen Bagger und einen Traktor mit Anhänger für den Transport des wertvollen Fossils zur Verfügung. Das Museum arbeitet bereits seit 2011 erfolgreich mit dem FUN, der auch Eigentümer des Grabungsgeländes ist, zusammen. Das neue Ichthyosaurier-Exemplar ist der siebte Hondelager Ichthyosaurier in diesen neun Jahren. „Allerdings sind nicht alle Exemplare so vollständig wie dieses.“ betont Dr. Ralf Kosma, der Paläontologe des Museums, und fährt fort: „Bei den meisten handelt es sich um Teilskelette, dieses ist jedoch recht umfangreich erhalten. Alle vier Paddel sind überliefert, Teile der Wirbelsäule, Rippen – der Schädel ist allerdings etwas gestaucht. Wahrscheinlich sank der Ichthyosaurier mit dem Kopf voran nach seinem Tod vor etwa 180 Millionen Jahren auf den Meeresboden.“ Zu Lebzeiten dürfte das Tier knapp vier Meter lang gewesen sein. Woran er starb ist nicht bekannt, doch seine letzte Mahlzeit ist in Form von schwarzem Mageninhalt überliefert. Dies fasziniert auch Prof. Dr. Ulrich Joger, den Direktor des Museums: „Es ist erstaunlich, dass diese Nahrungsreste über einen derart langen Zeitraum erhalten blieben und uns heute die Möglichkeit geben sehr exakt zu rekonstruieren, wovon sich dieser Meeressaurier ernährt hat.“.

Die Ablagerungen aus Jura- und Kreidezeit rund um Braunschweig sind eine wahre Schatztruhe für Ichthyosaurierfossilien. Diverse Ichthyosaurier von den Fundorten in Hondelage, Schandelah und Cremlingen konnte das Naturhistorische Museum in den vergangenen 15 Jahren konservieren. Im letzten Sommer wurde der Fischsaurier „Creedence“ in die paläontologische Werkstatt gebracht und wird dort aufwändig präpariert. Seit Freitag liegt nun auch der Neufund aus Hondelage dort sicher im Trockenen und Warmen. Das Fossil ist bislang das einzige, das im Winter entdeckt und geborgen wurde. „Das war eine wirkliche Herausforderung“ ergänzt Gerd Hoppe, 1. Vorsitzender des FUN, „Kälte, Regen, Stürme, extrem kurze Tage und man versinkt knöcheltief im Schlamm. Zudem binden Kunstharze bei diesen Bedingungen schlechter ab. Doch unseren Ehrenamtlichen und den Ehrenamtlichen des Museums konnte das alles nichts anhaben.“