Ordnung und Vernichtung. Polizei im NS-Staat

Sonderausstellung zeigt auch Geschehnisse in der Region

In Kooperation mit der Polizeidirektion Braunschweig präsentiert das Braunschweigische Landesmuseum vom 2. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016 mit „Ordnung und Vernichtung. Die Polizei im NS-Staat“ eine Wanderausstellung, die sich intensiv mit der Rolle der Polizei im Dritten Reich auseinandersetzt.

Konzipiert wurde die Ausstellung vom Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin in Kooperation mit der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster, das Polizeimuseum in Nienburg hat daraus für Norddeutschland eine Wanderausstellung entwickelt. Die Ausstellung schlägt zeitlich einen Bogen von der Weimarer Republik bis in die Bundesrepublik Deutschland. Für den Standort Braunschweig hat das Landesmuseum in Kooperation mit der Polizeidirektion Braunschweig die Themenbereiche der Präsentation durch Objekte aus der eigenen Sammlung und Leihgaben ergänzt. Die Ausstellung zeigt die noch in weiten Kreisen der Bevölkerung unbekannte Seite der Polizei im NS-Staat und schafft ein Bewusstsein dafür, dass die Polizei des Dritten Reiches ein Teil des nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungssystems war.

Eingeleitet wird die Ausstellung von den Geschehnissen in der Weimarer Republik, als politisch motivierte Kämpfe zwischen Rechten und Linken das Land destabilisierten. Die Polizei ging als eher konservativ orientierte Institution gegen die Linke vor. Im Freistaat Braunschweig geriet die Polizei durch die Regierungsbeteiligung der NSDAP schon ab 1930 zunehmend unter die Kontrolle der Nationalsozialisten .
Im zweiten Teil zeigt die Ausstellung, wie sich mit Hitlers „Machtergreifung“ 1933 die Weimarer Republik in eine totalitäre Diktatur wandelte, ein Prozess, der von der Polizei unterstützt wurde. Landesweit und auch im Freistaat Braunschweig wurden SA- und SS-Mitglieder zu Hilfspolizisten ernannt und so in den Polizeiapparat integriert. Mit der Ernennung des Reichsführers-SS Himmler zum Chef der Deutschen Polizei wurde die Polizei zum zentralen Instrument des NS-Verfolgungssystems. Eine extreme Zunahme von Gewalt, die sich gegen alle Feinde des NSSystems richtete, war die Folge. Im Zweiten Weltkrieg waren Polizeieinheiten besonders in den besetzten Gebieten in Osteuropa, aber auch innerhalb des Reiches an der Vernichtung ganzer Bevölkerungsteile beteiligt.
Im dritten Teil werden die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und der juristische Umgang mit den Verbrechen durch die Polizei geschildert. Es wird deutlich, dass ein Großteil der in die Verbrechen involvierten Polizeieinheiten unbehelligt blieb. Untersucht wurde auch die Polizei- Reitereinheit III, der mehrere Polizisten aus Braunschweig angehört hatten.

Öffentliche Führungen durch die Ausstellung werden jeden Sonntag um 14 Uhr angeboten, kostenlose öffentliche Vorträge finden in der Regel an jedem 1. Dienstag im Monat statt (Details auf der Webseite des Museums unter www.3landesmuseen.de oder im Flyer). Dank einer Förderung durch die Bürgerstiftung Braunschweig können alle Braunschweiger Schulen die Ausstellung kostenlos mit einer Führung besuchen.