Endlich ist es soweit: der erste Teil der neuen Dauerausstellung im Erdgeschoss des Naturhistorischen Museums ist ab dem 17. Dezember 2013 zu sehen. Mit der „Schatzkammer“ wird der erste von insgesamt drei neuen Räumen eröffnet, die durch den Umbau des Museums dazugewonnen werden konnten.
Endlich ist es soweit: der erste Teil der neuen Dauerausstellung im Erdgeschoss des Staatlichen Naturhistorischen Museums ist ab dem 17. Dezember 2013 zu sehen. Mit der „Schatzkammer“ wird der erste von insgesamt drei neuen Räumen eröffnet, die durch den Umbau des Museums und den Umzug von Verwaltung und Bibliothek dazugewonnen werden konnten. Insgesamt hat das Museum durch den Umbau rund 470 m² an Ausstellungsfläche hinzugewonnen, die „Schatzkammer“ umfasst rund 30 m², bis Mitte 2014 folgen noch der Entdeckersaal und das Schaumagazin.
Das Naturhistorische Museum hat eine glorreiche Vergangenheit, die auf Carl I. von Braunschweig und Lüneburg (1713-1780) zurückgeht. Vor genau 260 Jahren öffnete Carl I. mit dem „Herzoglichen Kunst- und Naturaliencabinett“ eins der ersten Museen Europas, später entwickelten sich daraus das heutige Staatliche Naturhistorische Museum und das Herzog Anton Ulrich-Museum. Die beiden Museen teilen diese große Vergangenheit mit anderen, ebenfalls von Carl I. gegründeten und noch heute bedeutenden Institutionen, wie dem Herzog Anton Ulrich Museum, der Technischen Universität Braunschweig, der Öffentlichen Versicherung und der Braunschweigischen Landessparkasse. „Diese unsere Schwesterinstitutionen haben alle einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Schatzkammer geleistet – sei es finanziell, durch Leihgaben oder durch Mitarbeit bei der Aufarbeitung unserer gemeinsamen Geschichte für die Touchscreen Präsentation“, so Museumsdirektor Joger.
"Die Einrichting der neuen Schatzkammer sorgt für den historischen und regionalen Bezug des Staatlichen Naturhistorischen Museums durch die Thematisierung der wirkmächtigen Figur Carls I. im Braunschweigischen Land in einem angemessenen musealen Rahmen“ sagt Axel Richter, Vorstandsmitglied der STIFTUNG NORD/LB ● ÖFFENTLICHE.
Carl I. hat auch im Jahr 2013 bei der Eröffnung der neuen „Schatzkammer“ des Naturhistorischen Museums seine Hände im Spiel - wenn auch etwas indirekter als bei der Museumsgründung 1753. Im Jahr 2013 jährte sich der Geburtstag des Welfenherzogs, der im Braunschweiger Land viele Spuren hinterlassen hat, zum 300. Mal. Anlässlich dieses Jubiläums unterstützen die STIFTUNG NORD/LB ● ÖFFENTLICHE, die Öffentliche Versicherung sowie die Braunschweigische Landessparkasse, die ihre Entstehung ebenfalls bis auf Herzog Carl I. zurückführen können, die Einrichtung der „Schatzkammer“ des Naturhistorischen Museums, die an die Ursprünge der Sammlung erinnert.
Dank der finanziellen Unterstützung der STIFTUNG NORD/LB ● ÖFFENTLICHE, der Öffentlichen Versicherung sowie der Braunschweigischen Landessparkasse konnten in der neuen „Schatzkammer“ die wertvollsten und ältesten Objekte der Museumssammlung aufwendig in Szene gesetzt werden.
Carl I. war einer der ersten aufgeklärten Fürsten. Er wollte seine Landeskinder bilden und sein Land weiterentwickeln. Großes Interesse zeigte er an den Naturwissenschaften, und um sein Naturalienkabinett, die Keimzelle des Naturhistorischen Museums, kümmerte er sich höchstpersönlich. Er gab Anweisungen, dass Förster, Landvermesser und Landärzte wichtige Fundstücke an das Museum zu liefern hatten. Exotische Tierpräparate ließ er im Ausland ankaufen, so z.B. das heute noch erhaltene Präparat des Färöer-Kolkraben von 1755 und den Fötus eines Elefanten von 1780, den Goethe damals gern seziert hätte.
Für den praktischen Sinn des Herzogs stehen Lehrpräparate wie das Skelett eines Frosches, das der Ausbildung am Collegium Carolinum (Vorgänger der TU) diente, und die Entwicklungsstadien des Seidenspinners. Mit der Seidenraupenzucht wollte Carl einen neuen Wirtschaftszweig im Braunschweiger Land etablieren – leider vergeblich.
Andere Stücke übernahm Carl von seinen Vorgängern, den beiden Welfenherzögen Ferdinand Albrecht I. und Anton Ulrich, die im 17. Jahrhundert in ihren Schlössern Bevern und Salzdahlum Kunst- und Wunderkammern eingerichtet hatten. Heute können wir davon noch so illustre und seltene Objekte wie das einzige erhaltene Paar Strümpfe aus Muschelseide, japanische fein bemalte Venusmuscheln oder einen dekorierten Panzer mit Skelett der Kaspischen Wasserschildkröte sehen. Inszeniert in einzelnen, in die Wand eingelassenen Vitrinen und farblich in Rot-Tönen gehalten, weckt die Ausstellungsgestaltung Assoziationen einer Schatzkammer.
Die historische Entstehungsgeschichte des Museums wird innerhalb des Ausstellungsraums mit Hilfe eines Touchscreens mit Multimedia-Elementen beleuchtet und es sind Detailinformationen zu Sammlung und ausgestellten Objekten abrufbar. Hier wird auch die für Braunschweig und Wolfenbüttel so bedeutende Zeit der Aufklärung und die damit verbundene Hinwendung zu den Naturwissenschaften erläutert.
Die in der Schatzkammer gezeigten Porträts von Gottfried Wilhelm Leibniz und Carl von Linné hingen schon im Eingangsbereich des Herzoglichen Kunst- und Naturalienkabinetts. Dass gerade diese Gelehrten ausgewählt wurden, zeigt, dass nun nicht mehr Repräsentation, sondern Wissenschaft gefragt war. In dieser Tradition begreift sich das Naturhistorische Museum Braunschweig auch heute noch als „Museum der Aufklärung“.