Von Monstern, Eseln und Menschen

Sonderschau ab 31 . August im Raum „Kunst auf Papier“

Gier, Geldheirat, Prostitution, monströser Sadismus - vom 31. August bis zum 11 . März präsentiert das Herzog Anton Ulrich Museum im Raum „Kunst auf Papier“ den Zyklus Los Caprichos mit 80 Aquatinta Radierungen des spanischen Künstlers Francisco de Goya (1746 1828).

Der zeitgenössische Multimedia Künstler Herbert Nauderer (*1958) greift in seinen gesellschaftskritischen Zeichnungen jene Problematiken auf und unterstreicht einmal mehr deren Aktualität.
Die 1797-98 entstandenen Caprichos werden in zwei Teilen präsentiert: Den Auftakt machen die ersten 42 Radierungen in „Goya. Monster, Esel, Leidenschaften & Zeichnerische Reflexionen
von Herbert Nauderer: the madhouse vol. 1“. Ab dem 22. November wird der Zyklus mit
„Heuchler, Hexen, Hirngespinste & zeichnerische Reflexionen von Herbert Nauderer: the
madhouse vol. 2“ abgeschlossen.

Seinen Lebensunterhalt verdiente Francisco de Goya vor allem mit Gemälden . Als gefragter Porträtist und Hofmaler fertigte er überwiegend Auftragsarbeiten an. Nach einer Erkrankung entschloss er sich jedoch dazu, eigene düstere und kritische Werke zu entwerfen. Zu den Motiven gehörten Stierkämpfe, Feuerkatastrophen oder Geisteskranke. Goyas düstere, kleinformatige Arbeiten stehen in starkem Gegensatz zu seinen sonstigen Auftragswerken. Er entschied sich außerdem für das Medium der Radierung, da die Werke so vervielfältigt werden und ein breites Publikum erreichen konnten . 1799 veröffentlichte Goya seinen Radierungszyklus Los Caprichos. Caprichos bedeutet "Launen bzw. Einfälle", was die sehr persönliche Perspektive der Arbeiten widerspiegelt und diese im Gegensatz zu den Auftragswerken unter den Schutz künstlerischer Freiheit, Erfindungsgabe und Phantasie stellt . Die Sujets seiner Caprichos, denen häufig eine Kritik am Adel zugrunde liegt, waren gerade zur damaligen Zeit vor dem Hintergrund der Französischen Revolution sehr gewagt. In der sogenannten „Eselserie“ als einem Teil des Zyklus zeigt er die moralische Unzulänglichkeit von Adel und Klerus, indem er deren Verfehlungen stellvertretend von Eseln begehen lässt. Goya sah sich selbst als aufgeklärten, kritischen Zeitgenossen dieser gesellschaftlichen Verfehlungen.
Diese Gesellschaftssatire findet sich auch in den künstlerischen Werken des Zeichners und Filmemachers Herbert Nauderer. Der Künstler, der zurzeit an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig lehrt, greift die dunklen und grotesken Aspekte von Goyas Caprichos auf und reflektiert sie in eigenen, kritischen Zeichnungen. Die Radierungen des spanischen Künstlers lernte Herbert Nauderer bereits in seiner Ausbildung zum Drucker kennen. Später studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in München und arbeitet seit 1986 als Zeichner, Musiker und Filmemacher. Während des gesamten Ausstellungszeitraums wird Nauderer die Präsentation wöchentlich um neue Zeichnungen ergänzen.
Das Kupferstichkabinett des Herzog Anton Ulrich-Museums besitzt die Erstauflage der Caprichos von 1799 in besonders frühen Drucken, die seit 1981 in der Sammlung sind. Durch Herbert Nauderers zeichnerische Ergänzungen werden die Aquatinta-Radierungen Francisco de Goyas in einen neuen, dynamischen Kontext gestellt und in zwei Ausstellungsteilen jeweils einen neuen, dynamischen Kontext gestellt und in zwei Ausstellungsteilen jeweils anders beleuchtet.