Das Herzog Anton Ulrich-Museum erweitert seine überregional bekannte Sammlung an Alten Meistern mit Landschaften aus dem 18. Jahrhundert von Francesco Zuccarelli (1702-1788) und Johann Pascha Friedrich Weitsch (1723-1803)
Mit dem Ankauf der „Italienischen Landschaft mit Hirten“ des Italieners Francesco Zuccarelli (um 1760/80, Öl auf Leinwand, 87 x 82,5 cm) ist das Herzog Anton Ulrich-Museum eines der wenigen deutschen Museen, die ein Gemälde des bedeutenden venezianischen Meisters aufweisen können.
Die Großzahl der noch erhaltenen Werke des Künstlers befindet sich heute in italienischen und englischen Museen und Privatsammlungen, eine der größten Sammlungen besitzt das englische Königshaus. Zuccarellis Werke waren bei den zeitgenössischen Sammlern in ganz Europa sehr beliebt. Über englische Kunstmäzene, die damals häufig in Venedig zu Gast waren und besonders über den englischen Konsul in Venedig, Joseph Smith, wurde Zuccarellis Malerei vor allem in England enorm populär. Seine traumhaften Landschaftskulissen dienten zur Ausstattung der Villen und Palazzi des englischen Adels, der mit seinen zahlreichen Landsitzen seit jeher ein besonderes Faible für die Natur und die Landschaftskunst entwickelt hatte.
Die „Italienische Landschaft mit Hirten“ zeichnet sich durch Zuccarellis typische leichte Malweise aus und präsentiert einen Blick auf eine ideale Landschaft und arkadische Idylle - beides Themen, die sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreuten.
Ab dem 22. Juni kann Francesco Zuccarellis Werk in der Gemäldegalerie des Herzog Anton Ulrich-Museums betrachtet werden.
Die „Nächtliche Landschaft mit brennendem Bauernhaus“ (um 1763, Öl auf Holz, 40 x 58 cm) aus der Hand des Braunschweiger Hofmalers Johann Pascha Friedrich Weitsch ergänzt den Bestand an Werken dieses Meisters im Herzog Anton Ulrich-Museum. Von ihm besitzt das Kunstmuseum u.a. bereits eine frühe „Mondlandschaft mit brennender Stadt im Hintergrund“, die 1763 datiert ist. Beide Holztafeln haben das gleiche Format, übereinstimmende stilistische Eigenschaften und wurden möglicherweise als Pendants geschaffen, ganz im Sinne einer barocken symmetrischen Hängung. Mit der Neuerwerbung wären somit zwei durch die Zeitläufte getrennte Stücke wieder vereint. Weitschs frühe Landschaften orientieren sich stark an holländischen Vorbildern des 17. Jahrhunderts, zeichnen sich aber durch einen stärker erzählenden Charakter aus. In der Szene des neu erworbenen Gemäldes wird mit vielen aufgeregt agierenden Figurengruppen die bedrohliche Situation des lichterloh in Flammen stehenden Hauses daher sehr detailreich geschildert.
Der Ankauf von Francesco Zuccarellis „Italienische Landschaft mit Hirten“ sowie Pascha Johann Friedrich Weitschs „Nächtliches Dorf mit brennendem Bauernhaus“ konnte im Dezember 2020 dank der finanziellen Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur realisiert werden.
„Der Erwerb der beiden Gemälde ist für das Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig ein Glücksfall: sie sind sowohl kunsthistorisch als auch sammlungs- und landesgeschichtlich von Bedeutung und bilden eine großartige Erweiterung der außerordentlichen Sammlung Alter Meister des 18. Jahrhunderts und eine sinnvolle Stärkung der italienischen Abteilung des Herzog Anton Ulrich-Museums. Auf diese Weise wird die Attraktivität unseres Museums einmal mehr gestärkt“, so Kulturminister Björn Thümler.
Beide Kunstwerke stammen aus Schloss Langenstein bei Halberstadt, das mit der Geschichte des Braunschweiger Herzogshauses verbunden ist. 1776 erwarb Maria Antonia Pessina von Branconi, die Mätresse des späteren Braunschweiger Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand, das Rittergut. 1828 wurde die zum Schloss ausgebaute Anlage mitsamt ihrer Gemäldesammlung vom ältesten Sohn der Branconi an den Amtmann Heinrich Reinike verkauft, der die Sammlung weiter ausbaute, u.a. durch Ankäufe aus Bilderversteigerungen von Schloss Salzdahlum. 1855/60 übernahm August Wilhelm Rimpau Schloss und Inventar. Von dessen Nachfahren konnten die Gemälde von Zuccarelli und Weitsch nun erworben werden.