Jüdisches Kulturerbe im virtuellen Raum

Kooperation ermöglicht Digitalisierung von Judaica

Pünktlich zum Lichterfest Chanukka stellt das Braunschweigische Landesmuseum in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Braunschweig und der Jüdischen Gemeinde Braunschweig 20 Publikationen aus der Judaica-Sammlung des Museums aus dem 17. bis 20. Jahrhundert frei auf dem Publikationsserver der Universitätsbibliothek Braunschweig zur Verfügung: https://leopard.tu-braunschweig.de/content/collections/brunsvicensien/blm.xml

Die über 1000 Judaica des Braunschweigischen Landesmuseums bilden eine der herausragendsten Sammlungen zur jüdischen Geschichte und Kultur in ganz Deutschland. Erstmals können neben Raritäten wie der historisch bedeutsamen Zeitschrift „Unzer Sztyme“ und prachtvollen Manuskripten auch zwei handgeschriebene Gebetsbücher aus dem 18. Jahrhundert der Öffentlichkeit digital präsentiert und damit auch der Forschung zur Ansicht bereitgestellt werden. Die Manuskripte auf Pergament wurden 1726 bzw. 1741 von Alexander David (1687–1765) beauftragt, der als Begründer der jüdischen Gemeinde in Braunschweig gilt. Die beiden Bücher, einen Siddur und einen Machsor in zwei Bänden, ließ David für seine private Synagoge in seinem Wohnhaus am Kohlmarkt herstellen. Nach seinem Tod hinterließ er die Bücher der Jüdischen Gemeinde Braunschweig, welche dem damaligen Museumsdirektor Karl Steinacker die Bücher als Ausstellungsstücke anbot. Die prächtig illustrierten und schmuckvollen Bände wurden seitdem sicher verwahrt und konnten nun dank der Unterstützung der Universitätsbibliothek Braunschweig digital und damit überregional zur Verfügung gestellt werden.

Die Zeitschrift „Unzer Sztyme“ wurde hergestellt im Displaced Persons Camp Bergen-Belsen. Hier finden sich Berichte ehemaliger KZ-Gefangener, Gedichte, Kurzgeschichten und auch Suchlisten, mit denen Menschen ihre Angehörigen suchten oder auf ihren Aufenthaltsort aufmerksam machen. Die Exemplare dieser historisch wertvollen Zeitschrift sind selten. Unvollständige Reihen sind neben Braunschweig noch in neun anderen Bibliotheken in Deutschland nachgewiesen.

Zur Freischaltung der ausgewählten Judaica kamen am 20. Dezember 2022 Renate Wagner-Redding (Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Braunschweig), Robert Strötgen (Direktor der UB Braunschweig) und Dr. Heike Pöppelmann (Direktorin des Braunschweigischen Landesmuseums) in den Depoträumen des Braunschweigischen Landesmuseums zusammen.