| Bettina Gierke, M.A., Dr. Hansjörg Pötzsch

Provenienzforschung und Partizipation

Wie entstehen Museumssammlungen?

Provenienzforschung ist mehr als Raubkunst. Sie ist immer auch Museums- und Sammlungsgeschichte. Die Frage nach dem „Woher“ bezieht immer auch die Frage nach den Vorbesitzer*innen ein, nach den Menschen. Dabei geht es über die Kunst- und Antiquitätenhändler*innen hinaus um Sammler*innen, aber auch um einzelne Bürger*innen, die Objekte vertrauensvoll an Museen zur Aufbewahrung und Präsentation übergeben. Museen entstehen und werden bereichert nicht zuletzt durch die Menschen, die sich am Aufbau von Sammlungen beteiligen. Wer sind diese Menschen? Welche Motivationen haben sie, sich an Museen zu engagieren?

Grundsätzlich ist das Engagement der Bürger*innen für Museen vielschichtig. Es reicht von Ausstellungsbesuchen über Beiträge und Spenden, Mitgliedschaften in Fördervereinen bis hin zur aktiven Beteiligung als ehrenamtliche Mitarbeiter*innen. Doch auch zum Aufbau und zur Weiterentwicklung musealer Sammlungen tragen die Bürger*innen in Form von Verkäufen, Schenkungen oder Leihgaben bei. Woher stammen diese Objekte, wer waren die Vorbesitzer*innen? Damit setzt sich die Provenienzforschung auseinander. Für die Provenienzforschung können Bürger*innen bei der Klärung der Frage der Herkunft von Objekten hilfreich sein, beispielsweise durch ihre Kenntnisse über Sammlungen und Sammler*innen oder über Reaktionen auf Lost Art-Meldungen.

Auf der Tagung „Partizipation und Engagement damals und heute“ am 17.–18. April 2023 in Braunschweig diskutieren das Braunschweigische Landesmuseum und seine Gäste über das bürgerliche Engagement in all seinen Facetten an Kultur- und Gedächtniseinrichtungen. Die Tagung richtet den Fokus auf den Einfluss aktiver Bevölkerungsbeteiligung auf kulturhistorische Sammlungen. Folgende Fragen werden diskutiert: Welche Auswirkungen hatte und hat eine aktive Beteiligung der Bevölkerung an Kultur- und Gedächtniseinrichtungen auf deren Sammlungsaufbau, -strategien und -konzepte? Welche Wechselwirkungen gibt es? Welchem Wandel ist Partizipation an Kultur- und Gedächtniseinrichtungen unterzogen? Ist eine Diversifizierung der in Kultur- und Gedächtniseinrichtungen dokumentierten Lebenswelten erkennbar? Was bedeutet das für Geschichte und Selbstverständnis von Kultur- und Gedächtniseinrichtungen? In welchem Verhältnis steht die partizipative Sammlungsentstehung zum gegenwärtigen Partizipationsverständnis der Kultur- und Gedächtniseinrichtungen mit dem Ziel von mehr Transparenz und Demokratisierung sowie stärkerer Community-Orientierung?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, kommen deutsche, österreichische, israelische, britische und US-amerikanische Referent*innen und Diskutierende aus kulturhistorischen Einrichtungen wie historischen Museen, jüdischen Museen, Kunstmuseen, Gedenkstätten und Forschungseinrichtungen zusammen, darunter auch Provenienzforscher*innen.

Die Tagung wird von der DFG gefördert.

Mehr Infos zu Tagung, Programm und Anmeldemodalitäten finden sich unter:

https://3landesmuseen-braunschweig.de/braunschweigisches-landesmuseum/sammlung/tagung-partizipation-und-engagement-damals-und-heute

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