Aktion am Reiterdenkmal Herzog Friedrich Wilhelms erinnert an den Wandel von Heldenbildern
Auf den Tag genau 200 Jahre nach seinem Tod auf dem Schlachtfeld im belgischen Quatre-Bras am 16. Juni 1815 macht das Braunschweigische Landesmuseum mit einer Aktion am Reiterdenkmal Herzog Friedrich Wilhelms von Braunschweig-Wolfenbüttel-Oels auf die Vergänglichkeit von Heldenmythen aufmerksam: Der als „Schwarzer Herzog“ in die Geschichte eingegangene braunschweigische Regent, der zwei Tage vor Waterloo im Kampf gegen Napoleon fiel, erhält zwischen dem 16. und 18. Juni in Superhelden-Manier einen roten Umhang. Die Aktion flankiert die aktuelle Sonderausstellung „Wann ist ein Held ein Held? Der Schwarze Herzog 1815/2015“, die noch bis zum 18. Oktober 2015 anhand der historischen Figur Friedrich Wilhelms kritisch die Entstehung und Entwicklung von Heldenbildern in den letzten 200 Jahren hinterfragt.
Hintergrund der Aktion:
Eine Umfrage im Vorfeld der Sonderausstellung hatte gezeigt, dass nur noch ca. 20% der Braunschweiger Bevölkerung die Person Friedrich Wilhelm kennen und zuordnen können – obwohl in Braunschweig neben dem überlebensgroßen Reiterstandbild auf dem Schlossplatz mehr als 20 Orte an ihn und die Geschehnisse bzw. Akteure rund um den Kampf gegen Napoleon vor 200 Jahren erinnern. Im 19. Jahrhundert hingegen war Friedrich Wilhelm im Herzogtum Braunschweig und darüber hinaus eine äußerst prominente Figur, spätestens seit seinem Tod auf dem Schlachtfeld am 16. Juni 1815 wurde er als Freiheitsheld verehrt, bis hinein ins 20. Jahrhundert.
„Dass er seinen Status als Freiheitsheld so lange halten konnte, hatte Friedrich Wilhelm vor allem den erstarkenden nationalistischen Tendenzen zu verdanken, die schlussendlich Europa Anfang des 20. Jahrhunderts in die Katastrophe führten. Nach zwei Weltkriegen und Millionen von Toten hatte der Nationalismus 1945 in Deutschland jedoch ausgedient – und mit ihm das Ideal des „Heldentods“ auf dem Schlachtfeld, das in den napoleonischen Kriegen entstanden war“, erklärt Museumsdirektorin Dr. Heike Pöppelmann. „Damit standen wir im Jahr 2015 vor der Herausforderung, Geschichte und Biographien des 19. Jahrhunderts mit einem Bezug zu gegenwärtigen Fragestellungen zu verbinden, um heutige Menschen auf die Vergangenheit neugierig zu machen Daher haben wir das Projekt unter die Frage nach Heldenbildern und Heldentum gestern und heute gestellt – und setzen wie z.B. mit der aktuellen Reiterstandbild- Aktion auch auf ungewöhnliche Interventionen im Stadtbild, um gewohnte Denkmuster aufzubrechen.“