Herrschaftsrepräsentation, Schatzkammer, Tafelkultur

Neue Dauerausstellung nimmt Gestalt an

Das Herzog Anton Ulrich-Museum steuert nach siebenjähriger Sanierung mit großen Schritten auf die Neueröffnung im Herbst 2016 zu. Diese Kulturbaumaßnahme gilt als die größte des Landes Niedersachsen in den letzten Jahrzehnten.

Aktuell wurde die Ausstellungsarchitektur im zweiten Obergeschoss beendet. Hier werden zukünftig die Einzelkunstwerke aus den Sammlungsbereichen der Skulptur und der Angewandten Kunst präsentiert. Gemeinsam mit dem Berliner Architektenbüro Kuehn Malvezzi wurde ein Farb- und Vitrinenkonzept entwickelt, das die Kunstwerke optimal in ihrer Prachtentfaltung unterstützen wird. Ein besonderes Highlight bildet in diesem Zusammenhang eine über 8 Meter lange und hydraulisch bewegbare Tischvitrine, die Elemente barocker Tafelkultur eindrucksvoll inszenieren wird. Diese wurde vom Berliner Architektenbüro Kuehn Malvezzi gemeinsam mit der Vitrinenbaufirma Barth eigens für das Museum entwickelt und als Einzelstück gefertigt.

In Kürze erhalten die Kunstwerke der Skulptur und Angewandten Kunst ihren festen Platz auf Podesten und in individuell entworfenen sowie in aufgearbeiteten historischen Vitrinen. Bei der Neukonzeption der Dauerausstellung wurde insbesondere auf der Nordseite der Grundsatz verfolgt, Wechselwirkungen zwischen barocken Themenwelten und modernen Fragestellungen zu entwickeln. Die neuen Themenräume „Herrschaftsrepräsentation: Der Fürst als Marke“, „Schatzkammer: Die Verbreitung des Fürstenbildes“, „Bildungsziele: Helden, Legenden, Vorbilder“ sowie „Tafelkultur: Essen und Trinken“ mit den aufwendigen Vitrineneinbauten und dem neuen Farbkonzept zeigen exemplarisch diese Wechselwirkungen zwischen historischem Objekt und aktuellen Fragestellungen.

Der Ausstellungsraum „Herrschaftspräsentation: Der Fürst als Marke“ wird zukünftig Bildnisse, Herrschaftsinsignien und prunkvolle Möbel präsentieren, die als Werkzeuge der Inszenierung im Dienst von barocker Herrschaft und Repräsentation fungieren sollten und unter modernem Gesichtspunkt als strategische Werbemaßnahme zu verstehen sind. Hier wird u.a. die Alabasterbüste Herzog Anton Ulrichs gezeigt, die der international bedeutende Bildhauer Balthasar Permoser im 18. Jahrhundert fertigte.

Die „Schatzkammer“ widmet sich u.a. der Verbreitung des Fürstenbildes: Die leicht reproduzierbare Form von Münzen, die sich mit fürstlichen Portraits auf schnellem Wege in das Gedächtnis der Untertanen einbrennen konnten, werden hier ebenso präsentiert wie Medaillen und Kostbarkeiten. Die im Jahre 2010 erworbenen Siegel- und Gedächtnisringe aus der Sammlung König Ernst Augusts von Hannover (1771 – 1851) finden hier z.B. ihren Platz.

Tugenden, dargestellt in Allegorien, Legenden und Erzählungen aus dem Bereich der christ-lichen Religion, der antiken Mythologie oder der Emblematik nehmen bei der Selbstdarstellung und Huldigung barocker Herrscher eine zentrale Rolle ein. Der Ausstellungsbereich „Bildungsziele: Helden, Legenden, Vorbilder“ verdeutlicht anhand von ausgewählten Kunstwerken wie geschickt u.a. die Kenntnisse über antike Heldengeschichten zur Selbstinszenierung der barocken Fürsten genutzt wurden. Das Mantuanische Onyxgefäß wird hier als Highlight antiker Kunst und als herausragendes Zeugnis antiker Steinschneidekunst im Zentrum präsentiert.

Festliche Inszenierung der Tafelkultur war ein wichtiges Machtinstrument barocker Fürsten – bis heute ist diese Tradition vor allem bei Staatsbanketten erhalten geblieben. Die raumfüllende und eigens für das Museum entwickelte 8 Meter lange Tischvitrine greift die barocke Tradition auf und veranschaulicht das Thema „Tafelkultur: Essen und Trinken“ in aufwendiger Weise. Mittels hydraulischer Scherenstützen kann die Vitrinenhaube hochgefahren werden. Neben Tafelgerät, Prunk- und Prachtgefäßen wird auch der Huldigungspokal der Stadt Osterode zu sehen sein, an dem sich künstlerische Qualität und Tafelzeremoniell beispielhaft aufzeigen lassen.