Erlesene Kostbarkeit und herausragendes historisches Zeugnis

Prunkvoller Hofdegen bereichert die Sammlung des Museums

Das Herzog Anton Ulrich-Museum freut sich, einen prunkvollen Hofdegen Herzog Ferdinands von Braunschweig-Lüneburg aus dem Jahr 1762 in seine Sammlung aufnehmen zu können.

Der Erwerb in Höhe von 550.000 € wurde ermöglicht durch die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von Siemens Kunststiftung und den Freundeskreis des Museums sowie durch die Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen.

Der Hofdegen war ein Geschenk des Herzogs Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg (1721–1792) an den britischen Generalleutnant George Howard (1719–1796). Als Befehlshaber über die mit Preußen verbündete königlich-britische Armee konnte Herzog Ferdinand im November 1762 einen entscheidenden Waffenstillstand herbeiführen, der das Ende des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) einläutete. Mit fürstlicher Großzügigkeit beschenkte er zum Abschied alle, die ihm unmittelbar gedient hatten, mit Pretiosen oder Geldbeträgen. Generalleutnant Howard hatte die Vorbedingungen des britisch-französischen Waffenstillstandes ausgehandelt. Ihm verehrte der Herzog das wertvollste Geschenk – einen prunkvollen goldenen Hofdegen mit Diamantbesatz. Nachdem der Hofdegen durch Erbgang an Howards einzigen Enkel Richard William Vyse (1784–1853) ging, verblieb er bis vor wenigen Jahren in Familienbesitz der Howard-Vyse.
 

Die im Zuge des Ankaufs unternommenen Forschungen von Dr. Martina Minning, Leiterin der Abteilung Angewandte Kunst am Herzog Anton Ulrich-Museum, lassen darauf schließen, dass der Degen um 1760 im Umfeld der für den Berliner Hof Friedrichs II. tätigen französischen Goldschmiede gefertigt wurde. Darauf weisen die stilkritische Einordnung, Vergleiche von Materialien und Techniken und zahlreiche neu aufgefundene Dokumente hin. Vergleichbare Prunkdegen aus dieser Zeit sind nicht bekannt. Der für das Herzog Anton Ulrich-Museum angekaufte Degen stellt somit ein einzigartiges Kunstwerk friderizianischer Goldschmiedekunst des späten Rokokostils dar und wird von international anerkannten Expert*innen ‚als Kulturgut nationalen Ranges‘ eingestuft.

Zu den höchsten Hoffesten und Galatagen vervollständigte der Hofdegen die „Grande Parure“ – die Galakleidung adliger Höflinge. Knauf, Griffbügel und Parierstange sind aus massivem Gold, graviert mit einem Karogitter mit diagonalem Strichmuster. Aus Diamanten geformte Blüten bilden wirkungsvolle Glanzpunkte. Um diese ranken sich zarte grüne Blätter mit blauen Beeren aus transluzidem Email. Die Klinge ziert eine spanische Devise. Die zugehörige Scheide ist mit weißer Fischhaut überzogen, das Ortblech ist ebenfalls gold-emailliert.

Die künstlerische, dynastische und aufgrund persönlicher Beziehungen naheliegende Verbindung zum preußischen Hof erhebt das Stück zu einem bedeutenden Zeugnis Braunschweiger Geschichte. Der Hofdegen wird künftig in der Dauerausstellung im 2. Obergeschoss des Herzog Anton Ulrich-Museums präsentiert.

Ein von der Kulturstiftung der Länder herausgegebener Band der „Patrimonia“-Schriftenreihe erscheint zum 20. September 2023 und informiert über die historischen Zusammenhänge, die kunsttopographische Einordnung und Provenienz des Hofdegens.

Zitate:

Falko Mohrs, Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur:


„Der Ankauf des Ehrendegens durch das Kunstmuseum der drei Braunschweiger Landesmuseen wirft ein wichtiges Schlaglicht auf die Bedeutung Braunschweig-Wolfenbüttels im 18. Jahrhundert. Durch dieses außergewöhnliche Stück weitet sich der Blick des Publikums auf die Hofkultur des Herzogtums in der Frühen Neuzeit. Der Prunkdegen ist nicht nur für die Sammlung ein großer Gewinn, sondern auch für die Bewahrung des kulturellen Erbes ganz Niedersachsens und insbesondere des alten Landes Braunschweig.“

Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder:

„Dass dieser einzigartige Prunkdegen in das Herzog Anton Ulrich-Museum gehört, steht außer Frage. Hier kann im Zusammenhang mit den Kunstschätzen der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg seine regional-, kunst- und kulturhistorische Bedeutung erforscht und vermittelt werden. Daher freue ich mich, dass wir im Verbund mit weiteren Partnern das Herzog Anton Ulrich-Museum bei der Erwerbung dieses Zeugnisses niedersächsischer und deutscher Geschichte unterstützen konnten.“

Dr. Thomas Richter, Leitender Direktor des Herzog Anton Ulrich-Museums:

„Der ‚Hofdegen Herzog Ferdinands‘ wird unter den exzeptionellen Kostbarkeiten des Herzog Anton Ulrich-Museums zukünftig eine hervorgehobene Stellung einnehmen. In dieser Pretiose sind materieller Wert, künstlerische Meisterschaft und der Charakter eines bedeutenden historischen Sachzeugnisses aufs engste verknüpft.“

Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung:

„Ankäufe für bedeutende Museen sind selten und müssen punktgenau die hochkarätigen Sammlungen ergänzen. Der prunkvoll gestaltete Hofdegen stellt eine gelungene Bereicherung für das Herzog Anton Ulrich-Museum dar, nicht nur aufgrund seiner außergewöhnlichen kunsthandwerklichen Qualität, sondern auch wegen seiner bedeutenden Rolle als Zeugnis der Bedeutung des Landes Braunschweig und seiner dynastischen Beziehungen.“